






















Warum werden Apollon, der strahlende Lichtgott und seine Schwester Artemis gerade auf dieser
unwirtlichsten aller Kykladen geboren?
Dieses nackte Felseneiland aus Gneis, Schiefer und Granit, nur wenige Meilen vor der mykoniotischen Küste?
Leto, eine der vielen Geliebten des Zeus, ist schwanger. Hera schickt ihm den Drachen Python
nach und nimmt der Erde das Versprechen ab, Leto keinen Platz für ihre Niederkunft zu gewähren.
Aus Furcht vor der eifersüchtigen Gattin des Zeus verweigern alle Landstriche
Griechenlands Leto die Aufnahme. Poseidon aber, Meeresgott und Zeus' Bruder,
senkt den Wasserspiegel soweit ab, dass die Insel Otygia, zuvor von der See überspült,
trocken fällt. Leto, die sich sicherheitshalber noch in eine Wachtel verwandelt hat,
findet unter einer Palme ihren Platz - und die Erde hat ihren Schwur gehalten.
Zuerst kommt Artemis zur Welt, die sogleich ihrer Mutter behilflich ist,
Apollo zu gebären. Zusätzlich lärmen die bereits bei der Geburt des Zeus
bewährten Kureten, sodass diese Ereignisse vor Hera verborgen bleiben.
Und das alles passiert auf dem Berg Kynthos (lat. Cynthus), dem genauen Geburtsort von
Artemis, weshalb sie den Beinamen Kynthia trägt und Apollon auch Kynthius heisst.
Dankbar verspricht Leto der Insel immerwährenden Ruhm und Reichtum.
Ein weiterer Mythos berichtet,
die Morgenröte Eos habe Orion nach Delos entführt.
Die Lage der Insel inmitten der Kykladen auf halbem Weg nach Kreta und zu den Ionischen Inseln
(Delos ist Namensgeber für diese Inselgruppe:
Kyklos heißt Kreis, denn wer auf dem heiligen Berg Kynthos steht, sieht sie alle rundum in
einem Kreis liegen: Da sind die Inseln Mykonos,

Naxos, Paros, Syros, Andros, Tinos...), ihre kultische Bedeutung tut ein Übriges:
Das unscheinbare Inselchen wird zu einem Mittelpunkt altgriechischer Zivilisation in der Antike.

Rekonstruktion des Westteils mit Löwenparade, Hafen, Heiligem See

Die Ionier machen Delos zum wichtigsten Heiligtum der griechischen Inselwelt.
Der Boden der Insel gilt als derart heilig, dass niemand hier geboren werden oder sterben darf -
Tote bestattet man auf der benachbarten Friedhofsinsel Rhenia, vorhandene
Grabstätten entfernt man - und macht,
wie Thukyidides berichtet - die Entdeckung, dass ein Großteil der
Toten nach 'karischer Weise' bestattet ist, ein Hinweis auf
die Besiedlung der Insel durch die Karer.
Feierliche Gesandtschaften (Theorien) aus ganz Griechenland geben sich die Klinke in die Hand.
Kostbare Weihgeschenke, Stiftungen und Bauten machen die Insel zu einem Machtfaktor,
um dessen Besitz hart gerungen wird.
Der Höhepunkt ihre Tage liegt in den Jahren nach den Perserkriegen (von Athen siegreich 478 v.Chr. beendet).
Damals gründen Athen und seine Bundesgenossen den sogenann 'Delischen Seebund'
als Verteidigungsbündnis gegen die Perser. Die Verwaltung der Bundeskasse
wird in Delos eingerichtet, die Bedeutung von Delos als Heiligtum übertreffen bald
ihre ökonomischen Gesichtspunkte:
Sklaven und Getreide wechseln in großem Stil den Besitzer,
Kaufleute aus aller Welt errichten Niederlassungen.
Zu Anfang der römischen Epoche, 168 v. Chr., wird Delos zum Freihafen und entwickelt sich - Strabo zufolge -
zu einem bedeutenden Handelszentrum, ein Markt für Tausende von Sklaven, die Piraten beschaffen,
um den Bedarf der Römer zu befriedigen,
selbst die Könige von Ägypten und Syrien sind an dem Handel beteiligt.
100 Jahre später zerstören Admirale des Mithridates Delos, um 70 v.Chr., ein zweites Mal.
Davon kann sich Apollons Insel nie mehr erholen; sie versinkt in Vergessenheit, dient
den Bewohnern der Nachbarinseln als Steinbruch.
Wenig ist von den einst zahlreichen Tempeln des 'mamorstrotzenden Delos' noch vorhanden.
1687 beerichtet Randolph:
Teile der Ruinen werden von allen Schiffen, die hier vor Anker gehen, fortgeschleppt,
so daß man Relikte in England, Frankreich und Holland, die meisten aber in Venedig findet.
Und jene, die ein Jahrhundert später die 'Große Tour' zu den antiken Stätten des Mittelmeeres machen,
nehmen mit, was sie von der Stelle bewegen können. Französische Archäologen rühmen sich,
eine Aufslip-Helling freigelegt zu haben, die größer ist als irgendeine jener,
die man am Piräus gefunden hat.

Rekonstruktion des Ostteils mit Theaterviertel und Schiffshalle
Dieses Bauwerk (1) ist ein langer enger Gang mit Becken für ein Kriegsschiff, das ein hellenistischer König
nach einem Sieg Delos als Votivgabe schenkte. Pausanias:
Ich habe noch nicht vernommen, dass irgendwer ein größeres Schiff gebaut habe als jenes zu Delos,
das mit neun Ruderbänken versehen war.
Heute gehören das prächtige Apollon-Heiligtum, der Hafen und die großangelegte Handelsstadt
zu den bedeutendsten Ausgrabungsstätten der griechischen Antike. Ausgrabungen auf Delos durch
französische Archäologen seit 1873 erbringen wertvolle Funde, darunter Teile mehrerer Apollon-Tempel.
Im Nordwesten befinden sich Reste eines ionischen Artemis-Tempels
und am Ende des Heiligen Bezirks liegt der kreisrunde See, an dessen Ufer Leto niedergekommen ist.
Die fünf schlanken Löwenstatuen sind aus naxischem Marmor, die sechste verbringt man nach Venedig.
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Löwenterrasse:
Die Tierfiguren blicken alle auf die Stelle, wo
Apollo geboren ist: auf
den heiligen See...
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Luftaufnahme
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Die Symbole des Dionysos:
Zwei riesige Phalli stehen
an der Votivkapelle für den Gott;
an den Seiten der Sockel ebenfalls
Dionysosthemen
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Isis:
Der teilweise restaurierte Tempel
steht zu Füßen des Kinthos im Gebiet
der östlichen Gottheiten (135 v.Chr.
von Athen neu aufgebaut)
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Agora der Hermaisten:
einer römischen Kaufmannsgruppe, die auf Delos
ihre eigene Börse und ein religiöses Zentrum
besaß
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Theater:
Es kann 5.500 Zuschauer
aufnehmen und ist außergewöhnlich gut
erhalten
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Mosaik:
Hellenistische Berühmtheit;
es schmückt
das prächtige Skardanahaus
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Und wer kennt das Delische Problem?
430 v. Chr. befragen die Bewohner der Insel Delos wegen einer
Pestepidemie das Orakel von Delphi um Rat. Es forderte die Einwohner auf,
den würfelförmigen Altar im Tempel des Apollon im Volumen zu verdoppeln.
Für antike Mathematiker bedeutete das, die Seitenlänge eines Würfels
mit dem doppelten Volumen unter ausschließlicher Verwendung von Zirkel und
Lineal zu konstruieren. Erst im 19. Jahrhundert beweisen Mathematiker,
dass diese Aufgabe unlösbar ist. Der Beweis verwendet die Galoistheorie und
läuft darauf hinaus, dass die irrationale Zahl 3. Wurzel aus 2
weder durch ganze Zahlen noch die 4 Grundrechenarten oder Quadratwurzeln
ausgedrückt werden kann.
Zur Kuppe des 113m hohen Berges Kynthos führt eine steinerne


Treppe, von dessen Höhe
man den besten Eindruck von der Insel gewinnt. Man sieht die
Berge von Rhenea und Mykonos. Hinter dem einen Gipfel geht die Sonne zur Winter-,
hinter dem benachbarten zweiten Gipfel zur Sommersonnenwende unter.
In der Abendkühle, wenn der Nordwind einschläft, senkt sich friedliche Stille über die Insel, die Touristen sind
verschwunden und man spürt, wie die Ruinen ein wenig von ihrer seltsamen, ereignisreichen
Geschichte ausstrahlen. Am eindrucksvollsten aber ist es, hier zu landen, wenn das Licht des
Vollmondes die weißen Marmorlöwen in geisterhaftes Licht taucht; die Tiere erscheinen
wie Schemen in der unheimlichen Stille, von Zeit zu Zeit unterbrochen vom Bellen eines Schäferhundes...
Und wenn man morgens den Kynthos erklimmt, läßt einen die Natur rundum
noch immer erahnen, weshalb die Griechen auf dieser Insel
im blauen Meer Apollon, Gott des Lichts, der Dichtung und Musik,
der Gesetzmäßigkeit und Ordnung, des Rechts und Friedens,
der Jugend, der Heilkunde, der seherischen Gabe und der Weissagung besonders verehren...
Wir waren dort 1978
,
1994
,
1996
,
1997
,
2004
,
2014
Kostprobe aus einem Internet-Forum für Delos-Reisende:
Hallo, waren oft auf Mykonos und haben es bisher nicht geschafft, nach Delos zu fahren.
Morgens ist es uns noch zu früh und Nachmittags zu heiß.
Jetzt zu unserer Frage: Ist es Delos wert, zeitig aufzustehen und rüber zu fahren?
Um ehrlich zu sein: wir fliegen jetzt das 4. Mal nach Mykonos und haben aber Delos auch noch nicht gesehen.
Vielleicht klappt es ja dieses Jahr.
Ja hallo! Ich war im Juni 1976 auf Delos.
Viel sehenswerte Ruinen, viele große Geckos, laute Frösche
und sehr warm. Mit Touri´s war damals noch nicht viel, außer einigen wenigen Deutschen und etwas mehr
Amerikaner. Aber Party war auf Mykonos auch zu der Zeit schon, aber gemütlicher und man kannte sich.
Ich selber war nicht auf Delos, aber meine Kollegin hat es einmal geschafft, um 9.00 Uhr aufzustehen
um Delos zu besuchen. Zwei Eindrücke von ihr:
1. Wenn der Wind weht, die See unruhig ist, wird man garantiert seekrank auf der Überfahrt.
2. Archäologische Gegenstände zum Ansehen und Bestaunen-viel Stein, öde Landschaft.
Sie meinte, ich hätte nichts verpasst, obwohl ich an der Antike interessiert bin. Später zeigte sie mir
dann noch Fotos und ich muss sagen, ich habe wirklich nichts verpasst
Ich denke, ein Besuch von Delos ist sicher kein "must".
also wir waren das erste mal auf Mykonos und wollten trotzdem mal die Insel Delos sehen...
was wir auch gemacht haben! Ich muß sagen sehenswert ist die Insel auf jeden Fall,
aber man muß sich schon für die antike Geschichte
oder Mythologie interessieren!
(Leider) hatten wir an dem Tag an die 35° Grad auf Delos und es war heiß...naja, man ist ja trotzdem
noch braun geworden
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