Crash-Törn
20. April bis 3. Mai 1997
Hier wo der Trick mit dem Ross,
der Start der Odyssee und
noch vieles andere stattfand,
wo sich Orient und Okzident treffen...
...spürt jeder den Hauch dieser mystischen Landschaft und
ihrer Geschichte...
Route
Nea Moudania - Mirina/Limnos -
Molivos/Lesbos - Petra/Lesbos -
Akcay/Türkei - Molivos/L. -
Moudrou/Limnos - Limin Planitis/Pelagonisi -
Ostbucht/Pelagonisi - Ormos Patitiri/Alonnisos -
Linaria/Skyros - Ormos Treis Bukes/Skyros -
Andros/Andros - Mykonos - Hermupolis/Syros -
Vourkari/Kea - Lavrion
359 sm unter Segel 373 sm unter Motor
732 sm gesamt
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Aus dem Ölzeug kamen wir kaum heraus - herrlich wars trotzdem!
Und mit dieser Fähre
wärs bestimmt schneller gegangen,
aber:
Der Weg ist das Ziel!
Skipper und
| Schiff
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Christian Wirth
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"Big Ouzo II"
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*1945
| Nava 49
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Crew
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Dr.Hans B.
| Frank P.
| Dr.Uwe B.
| Bernd V.
| Dieter M.
| Peter I.
| Vilja K.
| ?
| Hans-Jochen H.
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Die Crew...
vor Trojanischem Pferd,
um einen Mann reduziert nach Rückkehr
Vilja bezieht ihre Koje
In Mirina Limnos, wo wir kurz fest machen,
erschienen uns die Unterschiede zwischen dem Leben an Bord in Sturm,
Nacht und Wellen in der Einsamkeit des Meeres und dem an Land
besonders krass:
Wir machten kurz in einer verrauchten Soldaten-Disco fest...
Wasserpumpenreparatur
Gogo im Anlegestreß in Molivos... und dann vom Skipper Zusammenschiss wegen Verstoß gegen
alle Konventionen!
Und Vilja hebt trotzdem das Glas (die Flasche) drauf...
Und da liegen wir nun
Skipper und Co bei standesgemäßem Landfall
Drei mal Molivos
Dieser 22. April war geprägt von Troja und
türkischer Gastfreundschaft:
SF Dieter hatte uns mit anliegendem FAX bei seinem Freund
Musa, der nach einem arbeitsreichen Leben in Stuttgart in Akcay
ein Charterunternehmen betreibt, angemeldet und wir liefen pünktlich
- wenn auch einen Tag später - ein...
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Und dieser Fischer setzte uns an Land (hinten unser Schifflein)
Zum Troja-Ausflug
Nachdem der Wetterfunk Schlechtes verkündete und der Skipper dem
Ankerplatz nicht so vertraute, lichteten wir den Anker und zogen
nach phantastischem Abendessen von dannen...
Und dann geschah beim Anlegen in Lesbos das Unfaßbare:
Jonny brach sich beim eleganten Sprung an Land die Knochen und mußte den Törn
vorzeitig abbrechen. Gottseidank ist alles wieder heil und gut!
Wettfahrt mit türkischen Fischern - Kurs: Baba Burnu!
Voller Geheminisse ist die Nisiros Limnos
auf deren SW-seite ein großen Naturhafen liegt
Im vorletzten Jahrhunderts vermaß ein ebenso großer
Schleifer wie unser admiral, ein Kapitän der Kgl.Britischen Marine
mit seinen Leuten die Insel, um die Seekarten zu zeichnen.
Dieser verhaßte Mann hieß 'Corry'.
Um sich an ihm zu rächen, gaben seine Leute den Hügeln
(Hill 236, 216, 188 und 124) auf Chersonisos Phakos
(wörtlich übersetzt "Taschenlampen-Halbinsel"(?))
die Namen, die dort stehen:
Yam Hill, Yrroc Hill, Eb Hill und Denmad Hill...
Philologen unter euch erkennen das sicher (ethymologisch ist weder
Griechisch noch Türkisch - obwohl es fast so klingt - im Spiel!):
Es handelt sich um ein Palindrom...
Wenn Ihr nämlich die Buchstabenfolge dieser Bergnamen umkehrt,
kommt der schmeichelhafte Wunsch der Taufpaten dieser
Inselberge für ihren Vorgesetzten heraus:
'May Corry be damned!'(Verflucht sei Corry!)
Und auf dieses Werbeplakat
für Rekruten (es zeigt ein Porträt des
britischen Kriegsministers
Horatio Herbert Kitchener - vormals Feldmarschall
- (1850 bis 1916, der die Wehrpflicht in Großbritannien durchsetzte), fielen sicher auch viele
junge Leute herein, die ihr Leben in Moudrou auf Limnos aushauchten: Hier unterhielten die Briten während der "Schlacht um die
Dardanellen" und des Gallipoli-Unternehmens (türk. Gelibolu)
einen
großen Flottenstützpunkt und Lazarette; die Kais,
wo wir manches Mal anlegten, haben ebenfalls wackere englische Pioniere gebaut. Auch heute noch wimmelt die
Insel von Militär und Waffen (der Erzfeind Türkei ist nicht weit!).
Zwischen welchen Fronten diese armen Menschen zerrissen wurden, zeigt ein Blick in die Historie:
Lord Kitchener besaß als Herr des War Office bei Beginn des 1. Weltkriegs eine für militärische
Entscheidungen allgmein anerkannte, abschließende Autorität. Der "Erste (zivile) Lord" der britischen
Regierung, Vorgesetzter Mitcheners, Sir Winston Churchill (auch er kein Unbekannter), war stürmisch
für den Flottenvorstoß durch die Dardanellen auf Bosporus und Konstantinopel evtl. mit Landung auf der
Halbinsel Gallipoli eingetreten. 16 durchwegs alte Schiffe, starteten von Moudrou aus, hatten mir
ihrer Artillerie Anfangserfolge gegen die Forts am Südufer des Dardanelleneingangs
(eine solche Stellung haben wir beim Troja-Ausflug besichtigt - ausgerüstet mit Krupp-Kanonen!!)
Am 18. März 1915 aber scheiterte das Unternehmen, 3 Schiffe versenkt, drei schwer beschädigt: man war auf Minen
gelaufen... als kurz darauf deutsche U-Boote erschienen, verbot die Regierung den Einsatz moderner
Schiffe (die Marine hatte stattdessen Vorstöße durch den Belt - spannende Lektüre für Segler:"Rätsel der
Sandbank"! - in die Ostsee und Landung in Pommern favorisiert). Aus reinen Prestigegründen setzte man das
Vorhaben aber - trotz Aussichtslosigkeit - fort:
Am 25. April landeten die Briten dann doch auf der Halbinsel. Ab da trat der Konflikt zwischen Marine,
Heer und Politik offen zutage: Die Aktion blieb deshalb immer halbherzig. Das Heer klagte die
Flotte an, der Erste Seelord trat zurück. Die Dardanellen wurden ein nationales Fiasko. Am 6. August leitet
England einen zweiten Angriff ein, er geriet nach wenigen Tagen hoffnungslos ins Stocken - die Türken
verteidigten sich - trotz unzureichender Munitionslieferungen aus Berlin - mit äußerster Zähigkeit. Trotz
massivsten Flotteneinsatzes von Limnos aus scheiterte man...
Es kam zum skandalumwitterten (welcher ist das nicht?)
Dardanellenuntersuchungsausschuß. Die Räumungsaktion führten die Engländer völlig überraschend am 19.
und 20. Dezember 1915 und 8. und 9. Januar 1916 durch - fast ohne Einwirkung des perplexen Gegners.
Die Aktion hat unglaubliche 214.000 Mann das Leben gekostet, viele an ihren Verwundungen Gestorbenen liegen
auf den Soldatenfriedhöfen in Moudrou. PS: Diese Expedition hat in der Militärgeschichte erstmals
die schweren sachgegebenen Spannungen zwischen Politik und Heeresleitung offen gelegt,
die gleichen Diskussionen
werden heute geführt: Das Verhältnis von Krieg und Politik.
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Nach einem wilden Ritt, der aber ein immer ruhigerer Trab wird,
machen wir in der stillen Bucht beim
(inzwischen verstorbenen) Einsiedler fest,
wohin uns Delphine geleiten...
Wir erklimmen die Klause und Peter erholt sich allein an Bord...
Stille, Einsamkeit, Ruhe, die nahe Natur im Frühling:
der Ort straft Faust Lügen, der nirgendwo seine Zelte bauen will!
Alonnisos
Skyros
"Druschba" im Morgendämmer
Delos - fast noch berühmter und mystischer als Troja!
Zur Dokumentation Delos
Als wir in Hermoupolis ablegen, grollt Neptun,
nicht nur wegen der antiwestlichen Parolen im Logbuch!!!
KEA
Die Nacht machen wir durch in Kea, eine der Lieblingsinseln des Admirals...
Das Käptn's Diner mit Hummer auf Spaghetti (eine Delikatesse - nur hier zu haben!)
geht fugenlos über in Viljas Geburtstag mit Blumen und Bildchen von der Odyssee-Crew
und Sekt und Tränen und Gedenken an Jonny und sein Bein...
Landung in Lavrion nach endlosem Aufkeuzen im Makronnisos-Kanal gegen den Strom -
ein phantatistscher Törn, der seinem Namen alle Ehre macht, zu Ende...
Hinweis:
Zu diesem Törn gibts gleich drei phantastische Videos bzw.
Filme,
die unser Starfilmer Proni sowie Gogo und Dieter gedreht haben!
Crash-Törn!
Was wäre Hellas ohne seine Plätze...
Das GPS meint, wir sind im Mittelmeer...
Ruhiges Segeln
Zwei Sonnenaufgänge:
Über türkischem Festland
und
über dem Pelagonisi-Archipel
Zur wahren Odyssee
Und immer enden sie hier die Ägäis-Törns,
zu Wasser oder zu Lande:
beim Poseidon-Tempel auf Kap Sounion...
© 2015
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