1941 entsteht hier Per un'Europa libera e unita. Progetto d'un manifesto
,
das Fanal für ein freies und einiges Europa. Im Gefängnis, wo die drei seit 1939 inhaftiert sind, schreiben sie es heimlich auf Zigarettenpapier, die italienischen Antifaschisten Altiero Spinelli, Ernesto Rossi und Eugenio Colorni, geprägt von kommunistischen Wirtschaftsvorstellungen.
Ursula Hirschmann, der Ehefrau von Eugenio Colorni, gelingt es, das Manifest im Bauch eines gebratenen Huhns versteckt aus dem Gefängnis herauszubringen. Es beeinflusst das von europäischen Föderalisten verschiedener Länder 1946 ausgearbeitete "Hertensteiner Programm" maßgeblich.
Unter Kaiser Augustus schon dient Ventotene als Verbannungsort für seine nymphomanische Tochter, seine Enkelin und Octavia.
Wir machen im alten Hafen an originalen Pollern auf dem Originalkai fest, alles von antiken Sklaven samt Treppen aus dem Ergußgestein gehauen: die Souvenirläden von heute residieren in den antiken Hafenlagerhäusern der Römer!
Und wie wir haben dort Ruderer römischer
Triremen und aragonischer
Galeeren ihre Vorleine belegt.
Ein Kanal trennt den römischen Hafen der Insel Ventotene
von ihrer kleinen Zwillingsschwester Santo Stefano,
auch sie anmutig, aber 200 Jahre Ort des Kummers und der Qual -
Gefängnisinsel seit der Zeit der Bourbonen bis 1965.
Im riesigen Gefängnisgebäude, einer voll erhaltenen
neapolitanischen Verrücktheit des Barock, herrscht kafkaeske
Atmosphäre.
Zur Dokumentation Santo Stefano 
1981 tritt unter einer Sandschicht das Wrack eines römischen Lastschiffes mit seiner Ladung hervor: Blei, Marmor, Ziegel, Backsteine und unzählige Kupfernägel, die noch in den Bleiplatten sitzen, die das Holz bedecken; eine
Schachtel mit einem Stoß römischer „Kugelschreiber“ aus Elfenbein. Amphoren, hermetisch versiegelt, viele noch mit Inhalt, Weintrauben und Gewürzen. Lesenswert:
Wenig empfehlenswert übrigens der neue Hafen: Motordauerlärm und -gestank der Fähre und immerwährender Schwell!
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V. An Land
In unserem Revier, bereits im 18. und 19. Jh. das Sehnsuchtsziel aller romantischen Bildungsreisenden,
wimmelt es von Sehenswürdigkeiten:
Vesuv, Pompeji, Capri mit Blauer Grotte (die bei Bisevo ist dennoch ruhiger und schöner, vgl.
),
Ischia, Sorrent, Positano, Amalfi - klangvolle Namen, in deren Mitte die temperamentvolle Metropole
von Italiens Süden liegt: Napoli.
Die griechischen Siedler, die das Land kolonisierten, erleben die Gestade als wildes, vulkanisches,
angsteinflößendes Urland, für die Römer wird die bizarre Küste begehrtestes und nobelstes
Gebiet ihres gesamten Reichs...
Wir haben drei Schwerpunkte gesetzt: Neapel, Paestum, Pompeji.
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An Neapel scheiden sich die Geister. Unregierbar, chaotisch oder voll übersprudelnder Vitalität, Lebensfreude.
Für Nüchterne die dichtbevölkertste Stadt Europas (1 Mill Einw. mit 8201/km²), die an der Mittelmeerkrankheit
leidet, wie viele andere italienische Städte auch: im Kern langsam verfaulend an ihrer glorreichen Vergangenheit.
Infernalischer Verkehr unter einer permanenten Smogglocke, mit vielen Inseln aus Ruhe (Kirchen und Museen),
noch immer von der Mafia regiert - jeder von uns hat seinen Lieblings- oder Hassplatz gefunden.
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1787 auf seiner italiensichen Reise, nur 35 Jahre nach der späten Entdeckung des Geländes, schreibt Goethe in sein Tagebuch:
Das Land ward immer flacher und wüster, wenige Gebäude deuteten auf kärgliche Landwirtschaft. Endlich, ungewiß ob wir durch Felsen
oder Trümmer fuhren, konnten wir einige große länglich-viereckige Massen, die wir in der Ferne schon bemerkt hatten,
als überbliebene Tempel und Denkmale einer ehemals so prächtigen Stadt unterscheiden. Von einem Landmanne ließ ich mich
indessen in den Gebäuden herumführen, der erste Eindruck konnte nur Erstaunen erregen. Ich befand mich in einer völlig fremden Welt.
Denn wie die Jahrhunderte sich aus dem Ernsten in das Gefällige bilden, so bilden sie den Menschen mit, ja sie erzeugen ihn so.
Nun sind unsere Augen und durch sie unser ganzes inneres Wesen an schlankere Baukunst hinangetrieben und entschieden bestimmt,
so dass uns diese stumpfen, kegelförmigen, enggedrängten Säulenmassen lästig, ja furchtbar erscheinen.

Doch nahm ich mich bald zusammen, erinnerte mich der Kunstgeschichte, gedachte der Zeit, deren Geist solche Bauart gemäß fand,
vergegenwärtigte mir den strengen Stil der Plastik, und in weniger als einer Stunde fühlte ich mich befreundet,
ja ich pries den Genius, dass er mich diese so wohl erhaltenen Reste mit Augen sehen ließ, da sich von ihnen durch Abbildung kein Begriff geben lässt.
Drei große dorische Tempeln jeweils exemplarisch für eine Bauepoche des dorischen Baustils, stehen unvermittelt in der Ebene.
Der archaische Heratempel (540 v. Chr.) – Basilika genannt – ist einer der größten griechischen Steintempel überhaupt.
Der Tempel der Athene (510 v. Chr.), früher auch der Ceres zugeschrieben, erheblich kleiner.
Der Poseidontempel schließlich (450 v. Chr.) weist die ausgereifte Bauformen des kurz zuvor errichteten Zeustempels von Olympia auf.
Weiterhin ein römisches Amphitheater, der Versammlungsort der Bürger, das Comitium, und andere öffentliche Gebäude der Römerzeit
und die gut erhaltene 4,75 km lange Stadtmauer
Berühmt das Grab des Turmspringers, der Übergang vom Leben in das Totenreich als Sprung in das Wasser.
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Am 24. August im Jahr 79 ereignet sich der fürchterlichste Vesuvausbruch, er lässt alles Leben
im Umkreis von 10 bis 15 km erlöschen. Meterdicker Eruptionsregen begräbt die ahnungslose römische
Provinzstadt Pompeji in ihrer morgendlichen Geschäftigkeit -
und konserviert sie für die staunende Nachwelt.
Millionen von Besuchern jährlich in der absolut größten antiken Ruinenstadt,
wo das römische Stadtleben der frühen Kaiserzeit lebendiger wird als in jedem Historienfilm:
Kreuzende Pflasterstraßen, Wohnhäuser, Geschäfte, Thermen, Tempel und Theater.
Leider auch hier: offensichtliche Misswirtschaft und unzureichende Pflege bedrohen diese einzigartige Ruinenstadt,
Weltkulturerbe der UNESCO ...
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Die Bilder stammen ausschließlich von Mitseglern;
allen Fotografen Kompliment und Dank!
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