Besuch in Napoleons Geburtshaus, Ajaccio

















Napoleon Bonaparte * 1769 Ajaccio † 1821 St. Helena: der berühmteste Franzose, General, Staatsmann und Kaiser.
In der Französischen Revolution steigt er in der Armee auf, weil er ein militärisches Talent ersten Ranges ist: Die Feldzüge in Italien und in Ägypten machen ihn populär und zum politischen Hoffnungsträger. Im Staatsstreich übernimmt er 1799 die Macht, ist bis 1804 Erster Konsul der Französischen Republik und anschließend bis 1814 Kaiser der Franzosen. Mit verschiedenen Reformen (Justiz: Code Civil) prägt Napoleon die staatlichen Strukturen Frankreichs bis heute. Außenpolitisch erringt er, gestützt auf die Armee, zeitweise die Herrschaft über weite Teile Kontinentaleuropas: Ab 1805 ist er König von Italien, 1806 bis 1813 Protektor des Rheinbundes.
Die durch ihn initiierte Auflösung des Heiligen Römischen Reiches gestaltet Mitteleuropa neu. Sein eigener Nationalstaatsgedanke erschwert indes durch konservative Umdeutung in Spanien, Deutschland und Russland die Aufrechterhaltung der napoleonischen Ordnung in Europa.

Der katastrophale Ausgang des Feldzugs gegen Russland führt letztlich zum Sturz. Nach kurzer Verbannung auf Elba kehrt er für 100 Tage an die Macht zurück.
In der Schlacht bei Waterloo endgültig besiegt, stirbt er in der Verbannung im Südatlantik auf der Insel St. Helena.
Vater Mutter


Napoleon wächst in Korsika auf, das nach langem Unabhängigkeitskrieg gegen Genua 1768 an Frankreich verkauft worden ist. Er war das zweite Kind von 13 Kindern, von denen nur acht überlebten. Die Familie gehört dem korsischen Kleinadel an, ihre Wurzeln liegen in der italienischen Toskana. Napoleons Vater war der Sekretär von Pascal Paoli, einem korsischen Revolutionär und Widerstandskämpfer.
Die Klagen über die verlorene Freiheit und die Opfer gehören zu den ersten prägenden Einflüssen von Napoleons Kindheit. Der Vater arbeitet unter den Franzosen als Advokat und Richter, Winzer und Landwirt auf seinen Gütern. Aufgrund seiner umfangreichen Bibliothek und dem Einfluss des Vaters interessieren sich seine älteren Söhne früh für Geschichte, Literatur und Jura.
Napoleon wird Kadett.

Seine Mathematikkenntnisse prädestinieren ihn für die Artillerie.
Als 1785 sein Vater an Magenkrebs stirbt, übernimmt Napoleon die Rolle des Familienoberhauptes. In der Freizeit widmet er sich der Literatur und der Schriftstellerei und liest sehr viel.
Napoleon begrüßt die Französische Revolution und schwört der neuen Ordnung die Treue. Primär sieht er die Revolution als Chance für die Befreiung Korsikas. Zusammen mit Bruder Joseph entfaltet er umfangreiche politische Aktivitäten.
Napoleon steigt durch Wahlmanipulation zum Führer der Nationalgarde in Korsika auf. Zusammen mit Barras lässt Napoleon 1795 Aufständische zusammenschießen, wird Divisionsgeneral und kurze Zeit später Oberbefehlshaber im Inneren.
Er heiratet Joséphine de Beauharnais, Witwe eines Hingerichteten und ehemalige Geliebte von Barras. Er übernimmt den Oberbefehl über die Italienarmee.
Das militärische Credo des gelernten Kanoniers Napoleon lautet: „Es ist mit den Systemen der Kriege wie mit Belagerungen von Festungen. Man muss sein Feuer auf ein und denselben Punkt konzentrieren. Nachdem die Bresche geschlagen und das Gleichgewicht gestört ist, ergibt sich alles Übrige wie von selbst.“
Er besiegt Italiener hund Österreicher.
Die eigenmächtige Handlungsweise und wachsende Popularität Bonapartes verstärken im herrschenden Direktorium das Misstrauen. Sie können aber kaum etwas gegen den begeisterten Empfang durch die Bevölkerung nach Bonapartes Rückkehr unternehmen.
Napoleon will seinen Ruhm nicht verblassen lassen, drängt das Direktorium, ihm ein neues militärisches Kommando zuzuweisen. Die Regierung stimmt der Eroberung von Ägypten zu. Ziel ist, Großbritanniens Zugang nach Indien zu stören. Eine von Kriegsschiffen eskortierte Transportflotte lichtet 1798 die Anker. An Bord sind neben 38.000 Soldaten auch zahlreiche Wissenschaftler und Künstler, die das Land, seine Geschichte und Kunstdenkmäler erforschen und in Ägypten moderne politische und wirtschaftliche Strukturen aufbauen soll. Die französischen Expeditionsstreitkräfte besiegen eine Mamlukenarmee, ziehen in Kairo ein.
Dort erreicht Napoleon die Nachricht, dass seine Schiffe von der britischen Flotte unter Horatio Nelson bei Abukir versenkt wurden. Die Ägyptenarmee ist damit vom Mutterland abgeschnitten.
Mit Hilfe der mitgebrachten Experten beginnt Bonaparte mit verschiedenen Reformen, gründet das Institut d’Égypte, das zu einer Keimzelle der Ägyptologie wird.
Die Ägypter sehen Napoleon nicht als Befreier, sondern als Ungläubigen und fremden Eroberer an. Da Ägypten offiziell Teil des osmanischen Reiches ist, erklärt dieses Frankreich den Krieg. Napoleon marschiert mit einem Teil seiner Armee den neuen Gegnern in Richtung Palästina entgegen. Die Eroberung von Jaffa und Gaza gelingt. Nachdem die französische Armee durch die Pest dezimiert ist, muss Napoleon sich nach Ägypten zurückziehen. Er lässt seine Truppen zurück und geht über Ajaccio. nach Frankreich. Bonaparte wird als Volksheld gefeiert.
Die Bevölkerung hat das Vertrauen zum Direktorium verloren, Napoleon lässt die Kammern durch seine Grenadiere auseinandertreiben. Ein Rumpfparlament billigt die Pläne zur Einrichtung der Konsulatsverfassung. Der 30-jährige Bonaparte wird Erster Konsul und faktisch Alleinherrscher für 10 Jahre.
Nach dem Vorbild Hannibals zieht Napoleon über die Alpen, besiegt Österreich und Russland und im Frieden von Amiens beendet er 1802 den Krieg mit Großbritannien. Er erklärt er sich zum Konsul auf Lebenszeit. 3 Millionen abstimmende Franzosen entscheiden sich für ein „Ja“, 1600 für ein „Nein“.
Erneuter Krieg mit Großbritannien. Bonaparte sperrt seinen Machtbereich für britische Waren und annektiert Hannover.
Nachdem Napoleon in einer Volksabstimmung die Kaiserwürde angetragen wird, krönt er sich 1804 zum Kaiser.

1805 verbündet sich Zar Alexander I. mit Großbritannien. Ziel ist es, Frankreich auf die Grenzen von 1792 zurückzuwerfen. Dem schließen sich Österreich, Schweden und Neapel an. Nur Preußen beteiligt sich nicht an dieser Dritten Koalition. Umgekehrt treten Bayern, Württemberg und Baden auf Seiten Bonapartes in den Krieg ein.
Gemäß seiner bewährten Taktik, die feindlichen Armeen voneinander zu trennen und nacheinander zu schlagen, wendet sich Napoleon zunächst gegen Österreich. Er nimmt Wien ein, und in der Schlacht bei Austerlitz von 1805 besiegt er seine Gegener. Zwar schlägt Nelson bei Trafalgar die französische Flotte vernichtend, Austerlitz ist die Entscheidung. Die Habsburgermonarchie verliert Tirol und Vorarlberg an Bayern und ihre letzten italienischen Besitzungen.
Zum Dank für ihre Unterstützung werden die Kurfürsten von Bayern und Württemberg Könige.
1806 gründet er in Deutschland den Rheinbund. Seine Mitglieder verpflichten sich zur militärischen Unterstützung Frankreichs und zum Austritt aus dem Heiligen Römischen Reich. Franz II. legt die die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches nieder.
Russland schließt mit Prueßen einen Geheimbund, 1806 fordern sie Napoleon ultimativ auf, seine Truppen hinter den Rhein zurückzuziehen. Dies betrachtet Bonaparte als Kriegserklärung. Er marschiert auf Berlin, besiegt bei Jena und Auerstedt die preußischen Truppen vernichtend. Beim Feldzug gegen Russland sind die Wege zu weit und zu schlecht für rasche Truppenbewegungen. Den Winter 1806/1807 verbringt Napoleon in Warschau.
Frankreich, Russland und Preußen schließen den Frieden von Tilsit, für Preußen katastrophal. Alle Gebiete westlich der Elbe gehen verloren, insgesamt verliert Preußen etwa die Hälfte seines bisherigen Territoriums, muss hohe Kontributionen zahlen und seine Armee verkleinern.
Kontinentaleuropa ist nun unter der Kontrolle Napoleons. Gegen Großbritannien verhängt er die Kontinentalsperre, einen europaweiten Handelsboykott.
1808 rückt Napoleon wegen Thronstreitigkeiten in Spanien ein, die Grande Armée ist mit einem erbittert geführten Guerillakrieg konfrontiert. Napoleon kehrt 1809 nach Frankreich zurück. Da marschiert die österreichische Armee in Bayern ein, in Tirol erhebt sich Andreas Hofer gegen die bayerischen Besatzungstruppen. Vor allem Intellektuelle beginnen mit nationalistischen Tönen die französische Fremdherrschaft anzugreifen.
1809 überquert Napoleon mit seinen Truppen die Donau, die Österreicher stoppen den französischen Vormarsch. Dann werden sie besiegt. Das Land muss der anti-britischen Kontinentalsperre beitreten und sein Heer auf 150.000 Mann reduzieren.
Napoleon heiratet 1810 Marie-Louise von Habsburg, die älteste Tochter des österreichischen Kaisers Franz I.
Zar Alexander I. von Russland ist nicht mehr bereit, sich an der von Napoleon verhängten Kontinentalsperre gegen Großbritannien zu beteiligen. Mit 675.000 Mann, der größten Armee, die es in Europa je gab, zieht Napoleon mit seinen Verbündeten 1812 gegen Russland. Die russischen Truppen weichen in die Weiten des Landes zurück, betreiben eine Politik der verbrannten Erde. Als Napoleons Truppe Smolensk erreicht, ist sie nur noch 160.000 Mann stark.

Nach einem Pyrrhussieg nimmt Napoleon Moskau ein.
Der Zar verweigert Verhandlungen, Napoleon gibt Befehl zum Abmarsch. Fehlender Nachschub, Krankheiten sowie ständige Angriffe der russischen Kosaken setzen den französischen Truppen schwer zu. In der Schlacht an der Beresina wird Napoleons Grande Armee endgültig zerschlagen.
Nur 18.000 napoleonische Soldaten überschreiten im Dezember 1812 die preußische Grenze an der Memel. Napoleon ist schon vorher nach Paris geflohen.

In Deutschland wenden sich die bisherigen Verbündeten Bonapartes der Gegenseite zu. Mit einer schlecht ausgebildeten Armee marschiert Bonaparte nach Deutschland. Nach anfänglichen Siegen Napoleons tritt Österreich den Gegnern bei, erklärt Frankreich den Krieg. Die endgültige Niederlage der Franzosen kommt 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig. (Bayern hat die Seite gewchselt, Sachsen geht mit Napoleon unter!).
Im Inneren Frankreichs regt sich Widerspruch gegen das Regime. Nachdem die Feinde 1814 die französiche Hauptstadt eingenommen haben, verliert Napoleon jegliche Unterstützung der Armee, der Politik und enger Getreuer, er wird abgesetzt, nach Elba verbannt, von wo er 1815 zurückkehrt.
Österreich, Russland, Großbritannien und Preußen greifen militärischen ein.
Am 18. Juni 1815 startet Napoleon gegen die alliierte Armee von Wellington nahe dem belgischen Ort Waterloo seinen Angriff. Die preußischen Truppen kommen den Briten zur Hilfe und Napoleon wird vernichtend geschlagen, was faktisch das Ende der Herrschaft der hundert Tage bedeutet - die Alliierten verbannen ihn nach St. Helena im Südatlantik, wo er nach 6 Jahren stirbt.

Napoleons Herrschaft kennzeichnen andauernde Kriege, Ziel: Hegemonie über Europa und deutliche Abkehr von dem System der Pentarchie, dem Gleichgewicht der fünf Großmächte Frankreich, England, Russland, Preußen und Österreich, Methoden:

  • Zerschlagung der großen Machtblöcke (Heilige Römische Reich Deutscher Nation)
  • Schaffung überschaubarer staatlicher Gebilden (Rheinbund) und abhängiger französischer Tochterrepubliken
  • Etablierung eines auf Frankreich ausgerichteten Bündnissystems
  • Nepotismus (Beteiligung persönlich Verpflichteter am Herrschaftssystem (Schwager Napoleons Großherzog von Berg)
  • Heiratspolitik
  • Errichtung der Kontinentalsperre gegen England, um es vom europäischen Handel zu isolieren und wirtschaftlich in die Knie zu zwingen
Die Quinitessenz:
Die europäischen Mächte führen 1813 bis 1815 Kriege gegen die napoleonische Hegemonie und Fremdherrschaft, schief die 'Befreiungskriege' genannt: Die Untertanen dort sind später unfreier denn je.

Durch den spanischen Unabhängigkeitskrieg (1808) und die österreichische Erhebung (1809) wird trotz ihres Scheiterns deutlich, dass sich eine Welle nationaler Erhebungen gegen die napoleonische Vorherrschaft in Europa formiert.
Mit dem Feldzug gegen Russland 1812 versucht Napoleon einem europäischen Koalitionskrieg vorzubeugen, erleidet aber mit dem nahezu vollständigen Verlust der „Grande Armee" seine totale Niederlage. In der Konvention von Tauroggen (1812) schloss der preußische General Graf Yorck von Wartenburg ohne Ermächtigung seines Königs mit dem russischen General von Diebitsch einen Vertrag, der die preußischen Truppen aus dem französischen Heeresverband löst. Damit gibt er das Signal zum Freiheitskampf. Wilhelm III. von Preußen lässt sich erst im Frühjahr 1813 widerstrebend, gedrängt von der Begeisterung des Volkes, zu einem Koalitionswechsel bewegen. In dem Aufruf „An mein Volk" (17.3.1813) definiert er das preußische Unternehmen als ein nationaldeutsches.

„Einheit und Freiheit" lauten die Losungsworte, die sich die bürgerlich-intellektuelle Jugend zurufen. „Turnvater" Friedrich Ludwig Jahn tritt mit seinen Berliner Turnern dem berühmten, bald zum Mythos werdenden Lützower Freikorps bei, dessen militärische Erfolge zwar gering sind, das aber - nicht zuletzt auch wegen prominenter Freiwilliger wie Theodor Körner, Joseph von Eichendorff und Friedrich Ludwig Jahn - zum Symbol des deutschen Freiheitskampfes wurde. Auch der Tod Theodor Körners, der mit seinen patriotischen Liedern und Gedichten Aufsehen erregt, trägt zum Ruhme des Lützower Freikorps bei. Aus heutiger Sicht werden aber Gefühlsüberschwang und nationalistische Überheblichkeit bereits in dieser Zeit sichtbar.Schwärmerisch, sicherlich auch getragen von romantischen Geschichtsbildern, entwickelt sich die Forderung nach einem alle Deutschen umfassenden Staat. Die konservativen Regierungen in Preußen und Österreich jedoch misstrauen dem Volk, sodass der als Volkskrieg gedachte Krieg gegen Napoleon zum Kabinettskrieg wird. Eine Koalition von Russland, Preußen, England, Schweden und Österreich kann in der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 Napoleons Truppen besiegen. Kriegsziele: Wiederherstellung von Preußen und Österreich, Auflösung des Rheinbundes, Unabhängigkeit der deutschen Staaten.

Die Herrschaft Napoleons bricht in Deutschland zusammen. 1814 dringen die Koalitionsheere nach Frankreich vor.
In Deutschland herrschte eine hohe Erwartung hinsichtlich liberaler Neuerungen vor dem Hintergrund der nationalen Bestrebungen. Die staatlichen Entscheidungsträger aber misstrauen der bürgerlich-liberalen Bewegung und sehen ihre eigene Existenz durch sie gefährdet.



zu Napoleon siehe auch W. G. Sebald


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