In seinem Dauerkrieg gegen den Rest der Welt verhängt Napoleon 1806 die Kontinentalsperre über England, eine Wirtschafts- und Handelsblockade (auch heute noch beliebtes Instrument der Machtpolitiker: Kuba, Serbien, Nordkorea!), die seinen Erzfeind in die Knie zwingen und die französische Wirtschaft gegen jegliche europäische und transatlantische Konkurrenz schützen soll. Portugal will die Sperre nicht einhalten, es muss gezwungen werden. Ab 1808 läßt der klein geratene Korse Grand Napoleon strategisch wichtige Orte in Spanien besetzen. In Madrid kommt es zu blutigen Straßenkämpfen zwischen Spaniern und Franzosen, berühmt das Francisco de Goyas. Starke Schmuggler- und Räuberbanden beteiligen sich am Kampf gegen die Franzosen, für diesen Kleinkrieg kommt das Wort Guerilla auf.
Nachdem Napoleon seinen Bruder Joseph Bonaparte zum König von Spanien erklärt hat, muss dieser sein Königreich alerdings erst erobern. Dabei erleidet Frankreich seine größte Niederlage auf der Iberischen Halbinsel: Spanische Truppen kreisen die Franzosen ein und zwingen sie mit mit fast 18.000 Kriegsefangenen nach der Schlacht von Bailén zu kapitulieren. Fast 10.000 - bis auf die Offiziere - werden auf Cabrera interniert.

Die Schiffe, die sie transportierten, tragen so freundliche Namen wie „Amistad“ (Freundschaft), „Amigo fiel“ (Treuer Freund), „Fraternidad“ (Bruderschaft), ja sogar „Amable“ (Liebenswürdig), doch die Verhältnisse sind alles andere als liebenswürdig. In Cádiz waren die Frachter für die Aufnahme einer größtmöglichen Zahl von Gefangenen umgebaut worden, indem man Zwischenetagen einzog. Das heißt, die Franzosen können in ihren Unterkünften vielfach nicht einmal aufrecht stehen. Dazu kommt eine miserable Verpflegung, und was schwerer wiegt: Für die Gefangenen sind weder Ärzte noch Medikamente verfügbar.
Die unsagbaren Bedingungen führen zu ersten Todesfällen. Doch Admiral Vargas befindet sich in einer Zwickmühle: Dramatisiert er die Lage, wird die Quarantäne verlängert, beschönigt er sie, bekommt er keine Hilfe und eine Epidemie wird wahrscheinlicher. Jedenfalls werfen die Besatzungen die toten Franzosen heimlich ins Meer, um die Seuchenhysterie nicht zusätzlich zu schüren.
Und dann zeichnet sich Cabrera als einziger Ort ab, der die Gefangenen aufnehmen kann, und zwar hauptsächlich, weil dort niemand lebt, der dagegen protestieren könnte.
Genau weiß niemand, wie viele überlebten. Einzig zugängliche Quelle:










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