3.

Sturmfahrt - Kap Malea

Über das Meer tanzen stäubende Schneefahnen, der Himmel leuchtet wolkenlos und tiefblau, die Luft glasklar, alles nah: Meltemi!
Im Sommer, wenn nach Sonnenaufgang die aufgeheizten Luftmassen über Nordafrika und dem südlichen Mittelmeer aufsteigen, drängt und braust kalte Luft aus Nordeuropa über die thrazischen Berge nach Süden. Aus einem übermütigen Boreas kann ein ausgewachsener Orkan werden, mit schäumenden Wogen unter niedrig dahinjagenden Wolken und eiskalten Regenschauern...

Eine Flaute hat die aus Ismaros Fliehenden vor einer Küste festgenagelt: Sie wimmelt von Feinden.

Zur rechten Zeit hat Zeus den Meltemi geschickt:
fürchterlich heulenden Nordsturm und hüllt' in dichtes Gewölke
Land und Wasser zugleich; und dem düstern Himmel entsank Nacht.
Schnell mit geneigtem Mast entflohen wir, und in die Segel
fuhr der Wind mit Gewalt und zerriß sie dreifach und vierfach.
Um nicht zu kentern, bergen die Griechen das Tuch und suchen Schutz,
rudernd ans nahe Gestade, wo sie zwei Tage und Nächte,
grauenvoll und langwierig von Arbeit und Kummer entkräftet, liegen.



Doch wie zum dritten Tag erschien die lockige Eos,
Richteten wir die Masten und spannten die schimmernden Segel,
Setzten uns hin und ließen vom Wind und Steuer uns lenken.
Und nun wär' ich gewiß doch heil nach Hause gekommen,
aber als wir schon um Maleia lenkten, da warf uns
plötzlich die Flut und der Strom und der Nordwind fern von Kythere.
Und neun Tage trieb ich, von wütenden Stürmen geschleudert,
Über das fischdurchwimmelte Meer...