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Nachtrag



Die Endurance-Expedition
Als Shackleton von seiner ersten Expedition zurückkehrt, ist er sicher, dass Scott oder Amundsen den Südpol vor ihm erreichen würden. Ihm bleibt nur (als letzte nicht vollbrachte Leistung) die Durchquerung des antarktischen Kontinents.






Am 1. August 1914, drei Tage vor Kriegsbeginn, startet die Expedition in London, trotz der Warnungen norwegischer Walfänger vor außergewöhnlich großen Mengen Packeises. An Bord der Endurance befinden sich neben Shackleton 27 weitere Männer (darunter ein blinder Passagier) und 69 Schlittenhunde.






Am 10. Januar 1915 erreichen sie das Weddell-Meer, bereits am 19. Januar aber ist Endurance von Packeis eingeschlossen.






Rasch ist klar, eine Befreiung kommt erst im antarktischen Frühling (September oder Oktober) infrage. In kreisender Bewegung drückt im Weddell-Meer das Eis gegen die Felsenküste der antarktischen Halbinsel; Endurance verdriftet von 77° bis 61° S, stetig dem Packeisdruck ausgesetzt.






Shackleton: Die Wirkung des Druckes rundherum war furchterregend, mächtige Eisblöcke, festgehalten zwischen zusammenstoßenden Eisfeldern, erhoben sich langsam, bis sie wie Kirschkerne emporschnellten, die man zwischen Daumen und Finger presst. Der Druck von Millionen Tonnen sich bewegenden Eises zermalmte und vernichtete alles unerbittlich.










Am 27. Oktober wird das Schiff vom Eis zerdrückt. Die Crew versucht, zu Fuß über das Eis die Pauletinsel zu erreichen. Sie nehmen die Rettungsboote mit.






Mehrfach richten sich die Männer Lager auf dem Eis ein.






Eine Flucht von der Eisscholle ist unmöglich. Als sie merklich schmilzt, wagt man den Versuch, eine Insel per Schiff zu suchen...






9. April 1916, 61°56'S 053°56'W: Shackleton und seine Mannschaft verlassen ihre brüchige Eisscholle mit den drei Rettungsbooten, Kurs Kap Valentine auf Elephant Island, Distanz 54 sm, für Hobbysegler eine Tagesdistanz.









Wegen starken Gegenstroms brauchen sie eine Woche - trotz günstigen E-Winds können sie zunächst King George anhalten: der Strom aber hat sie 20sm SE-wärts versetzt, für die erschöpften Männer eine niederschmetternde Erkenntnis. Shackleton ändert den Kurs auf Esperanza - prompt dreht der Wind auf SE, sie müssen abermals Kurs ändern, um ihn schließlich auf Elephant Island abzusetzen. Mittlerweise ist die Insel 100 Meilen entfernt. Strom und Winde haben ihr grausames Spiel gespielt. (Diese Erfahrungen müssen es auch gewesen sein, die Shackleton bewiegen, die Reise nach Südgeorgien mit nur einem Boot anzutreten - ein unerhörtes Risiko).
Elephant und Clarence Island sind zu der Zeit terra incognita. King George Island aber und die sich nach SW erstreckenden Inseln besuchen Walfänger und Robbenschläger, es gibt geschützte Buchten. Auf dem vergleichsweise flachen Land um den von See aus zugänglichen Krater auf Deception Island gibt es sogar Gebäude, Proviantdepots, selbst eine Kapelle. Shackleton weiß das, deshalb will er dorthin.
Der Schrecken der Bootsfahrt aber ist den Gestrandeten in die Glieder gefahren, sie weisen jeden Gedanken von sich, in einem weiteren Versuch King George Island zu erreichen.



Kap Valentin, wo sie gelandet sind: Schmaler Kieselstrand, brüchige Felswände, Klippen, selbst bei ruhiger See bricht die See am Strand - die Verzweiflung muss groß sein, bevor jemand hier wagt, anzulanden. Die schwere James Caird muß erst geleichtert werden, bevor sie die Männer an Land ziehen können...



Wie muss den Männern zumute gewesen sein, als Shackleton sie nach nur einer Nacht Ruhe wieder ausschickt, um einen geeigneteren Lagerplatz zu finden? Plötzliche Wetterverschlechterung und keine Möglichkeit anzulanden hätte bedeuten können, aufs offene Meer getrieben zu werden. Wer weiß, ob sie es schaffen, zurück nach Elephant Island zu kommen. Sie wählen spontan Point Wild.






Aber kaum haben sie die neue Lagerstatt erreicht und ihr provisorisches Camp errichtet, bricht ein gewaltiger Sturm los, der mehrere Tage dauert, eines der schweren Holzboote wird von der Wucht der Böen sogar umgedreht.
Für Shackleton ist der Platz in jeder Hinsicht ungeeignet; er war unwegsam, exponiert und ungastlich. Fotograf Hurley beschreibt die Küste als schwarz und drohend. Das Innere der Bucht ist mit Eis von einem Gletscher gefüllt, der ständig rumort und, wenn er eine neu Eislast in die See gebiert, ohrenbetäubendes Krachen auslöst.
Ihr Lagerplatz, 180 m lang und 30 m breit, ist eine felsige Landzunge, mit dem Rücken zu einer senkrechten Felswand, sie ragt wie ein Wellenbrecher in die Brandung. "Point Wild" taufen sie die Stelle. Nirgends eine Höhle oder Schutz vor Sturm und Kälte, wenige Meter über der Hochwassermarke. Es muss Tage gegeben haben, an denen die heftigen Sturmseen über dieses Stückchen Geröll hinwegbrandeten.


Unten rechts: Point Wild

Durch die Körperwärme der Männer in ihren Schlafsäcken, schreibt Shackleton, seien nicht nur Schnee und Eis geschmolzen, sondern auch der Pinguinkot, der ihre Kleidung und Ausrüstung durchdrang. Eine entsetzlich stinkende Qual.

Über vier Monate sollen die Männer der Endurance hier ausharren müssen...















Törn

Boot
Die James Caird, umgetauft auf den Namen des schottischen Hauptsponsors der Expedition, war ein Rettungsboot (von dreien) der Endurance.
Ein robustes, zweimastiges Boot, ursprünglich als Walfangboot aus baltischer Kiefer (Planken), amerikanischer Ulme (Kiel und Spantenwerk) sowie englischer Eiche (Vorder- und Achtersteven) gebaut, mit einer Länge von 23ft 6in (7,16m). Vollbeladen hat das Boot einen Freibord von nur mehr 60 cm. Als Antrieb dienen vier Riemen sowie Besan-, Groß- und Focksegel.






McNeish, der Schiffszimmermann, erhält den Auftrag, das größte und stärkste Boot zu überholen und soweit wie möglich zu verstärken. Ihm stehen wenig Werkzeug und kaum Material zur Verfügung. Nun zahlt sich doppelt aus, dass er bereits während der Eisdrift unentwegt an den Booten gebastelt hat. Trotz seines Alters von 57 arbeitet er unverdrossen bei Wind und Wetter an dem Boot. Er verstärkt den Kiel der James Caird, indem er den Mast der Dudley Dockeer, des zweiten Rettungsboots, auf den vorhandenen Kiel montiert. Aus Schlittenkufen, dem Freibord der Dudley Dockeer und aus Proviantkisten fertigt er ein Deck, das er mit Segeltuch abdichtet.






An Proviant stauen sie in drei Kisten Schlittenrationen, zwei Kisten Nusspaste, Brühwürfel, Milchpulver, Schiffszwieback, Zucker und Salz sowie rund vierzig Liter Petroleum, zwei Primusöfen samt Ersatzteilen, einen Primuskocher und für jeden einen Schlafsack aus Rentierfell. Worsley, erfahrensten Navigator, nimmt neben dem Sextanten seinen






Chronometer, für Längenbestimmung unumgänglich, die nautischen Tafeln, einen Kompass sowie Fernglas und Seekarten mit. Frank Hurley, der Fotograf, konstruiert eine Lenzpumpe, und Rickenson, der Ingenieur, stellt ein Steuerruder her.
Daneben gehören zur Bootsausrüstung ein Ölfass, Ölbeutel mit Wellenberuhigungsöl, ein Treibanker mit langer Trosse, ein Medizinkoffer, ein Gewehr samt Munition sowie Angelzeug, Kerzen und Streichhölzer. Trinkwasservorräte in zwei je 70 Liter fassenden Kanistern.





Heute übrigens ist die originale James Caird im Dulwich College London (dort studierte der junge Shackleton) zu besichtigen.










Crew


Frank Worsley, Neuseeländer, brannte mit 16 durch und heuerte auf einem Wollclipper an, wurde erfahrener Seemann der Royal Naval Reserve England. Trotz gewisser Exzentritäten respektiert, verdient höchsten Lorbeer, als er die James Caird über 800 sm punktgenau nach Südgeorgien navigiert.


Tom Crean, 2. Offizier. Als eines von 10 Kindern in Irland geboren, stark und zäh wie eine Eiche. Mit 16 in die Royal Navy, war bei beiden Expeditionen Scotts dabei, erhielt einen Orden, weil er bei einer späteren Fahrt zwei Leute rettete.


Crean McNeish, Zimmermann. Einer der ältesten Expeditionsteilnehmer, Schotte. Spitzname "Chippy," etwas eigen, hochgeachteter Seemann von echtem Schrot und Korn. Er soll es Shackleton nie vergessen haben, dass dieser "Mrs. Chippy" seinen Hund (mit allen anderen Tieren) erschoss.

Timothy McCarthy, Seemann. He is the most irrepressable optimist I've ever met, schreib Worsley über diesn Iren von der Hadneslmarine . When I relieve him at the helm, boat iced and seas pouring down yr neck, he informs me with a happy grin, `It's a grand day, sir.

John Vincent, stärkster Mann an Bord. Shackleton nahm ihn mit, sowohl seiner Stärke wegen als auch, um ihn unter Kontrolle zu haben









Törn mit der James Caird





Nachdem er die Besatzung auf Elephant Island in (relative) Sicherheit gebracht hat, beschließt Shackleton, mit der James Caird zur Walfangstation auf Südgeorgien nordostwärts durch die Drake-Passage zu segeln, um Hilfe zu holen; ein Schlag von 800 sm.
Alle verfügbaren Männer bereiten die große Fahrt vor. Die nicht unmittelbar mit dem Bootsbau beschäftigt sind, füllen Säcke mit Sand und Steinen als Ballast, sortieren die Ausrüstung oder vervollständigen das Lager, in dem die zurückbleibenden Männer den Winterstürmen werden trotzen müssen. Bei einigen von ihnen führen allein diese Arbeiten zu Erfrierungen an den Händen.

24. April 1916 - Ostermontag: Das Boot zu Wasser gebracht, mit Ballast und Ausrüstung beladen.
Das Boot liegt zu tief, wie Worsley befindet, aber Shackleton hat Sorge, das Boot könne bei weniger Ballast kentern. Das schwere Boot würde zwar stabiler, doch vermutlich auch langsamer sein und zudem sehr viel nasser fahren. Voll beladen liegt die James Caird vor der Brandung vor Anker und Bugleine.
Shackleton überträgt Frank Wild, seinem besten Freund und Vertrauten, das Kommado über die zurückbleibende Mannschaft. Er weiß nur zu gut, der eintönige und entbehrungsreiche Aufenthalt fordert eine starke Führungspersönlichkeit, um die Männer durch den Winter zu bringen. Um die Mittagszeit setzt die James Caird Segel, Kurs Südgeorgien, Distanz gut 800sm.



Die James Caird macht immerhin Etmale von 60 bis 70 sm, trotz der rauhen See. Stetig kommt Wasser über, alles ist nass einschließlich der Schlafsäck, es ist schwierig, sich irgendwie warm zuhalten. Die Schlafsäcke aus Rentierfell werden klamm und faulig, wodurch sie nicht mehr warm halten, die Lenzupumpe muss ohne Unterbrechung in Bewegung gehalten werden.
Auch die Lage des Ballasts müssen die Männer stets, je nach Kurs, ändern. Das Wetter verschlechtert sich, Sturm kommt auf, die Temperaturen sinken, es bildet sich am Boot Eis aus der Gischt, an Deck ist die Schicht bis 40cm stark. Das macht das Boot noch schwerer, die Trimmfsteine müssen noch mehr bewegt werden, die Männer versuchen, so gut es geht, die Eissplitter mit behelfsmäßigem Werkzeug zu entfernen, die Lage verschlimmert sich. Sie beginnen Gegenstände über Bord zu werfen, um Gewicht zu sparen, das vom Eis schwere Ruder müssen immer zwei Leute im Schlafsack bedienen, der Kompass arbeitet fehlerhaft.
Warmes Essen gibt es alle 5 Stunden vom Petroleumkocher.
Erst nach 7 Tagen kann, als eine Wolkenlücke die Sonne frei gibt, Worsley die Sonne schießen, er berrechnet, daß sie etwa 380 sm auf halbem Weg nach Südgeorgien segeln (58°38'S 050°W). Der kurze Sonnenschein taut etwas Eis weg, und sie können ihre Kleider kurzzeitig trocknen.

5. Mai, 11. Tag: Die See wird rauh, Shackleton:
I called to the other men that the sky was clearing, and then a moment later I realized that what I had seen was not a rift in the clouds but the white crest of an enormous wave.
During twenty-six years' experience of the ocean in all its moods I had not encountered a wave so gigantic.
It was a mighty upheaval of the ocean, a thing quite apart from the big white-capped seas that had been our tireless enemies for many days. I shouted 'For God's sake, hold on! It's got us.' Then came a moment of suspense that seemed drawn out into hours. White surged the foam of the breaking sea around us. We felt our boat lifted and flung forward like a cork in breaking surf. We were in a seething chaos of tortured water; but somehow the boat lived through it, half full of water, sagging to the dead weight and shuddering under the blow. We baled with the energy of men fighting for life, flinging the water over the sides with every receptacle that came to our hands, and after ten minutes of uncertainty we felt the boat renew her life beneath us





7. Mai: Worsley kann wieder eine Position nehmen, er berechnet eine Distanz von weniger als 100 sm bis zur Nordwestspitze von Südgeorgien, also noch etwa zwei Tage, bis Land in Sicht kommen muss.

8. Mai morgens: Seetang treibt im Wasser, dann kommen Wasserögel, kurz darauf kommt Südgeorgien für einen Augenblick in Sicht, nur 14 Tage, nachdem sie in Elephant Island ablegten, und nur in der Hälfte der kalkulierten Zeit.
Die Landung erweist sich nochmals als schwieriges Manöver, Riffe, Brandung und Steilküste, nirgends eine Möglichkeit zum Anlegen. So nahe am Ziel und obwohl das Wasser zur Neige geht, sie haben keine Chance und suchen noch bis zum nächsten Tag die Küste ab.

Am Morgen aber dreht der Wind, schrecklicher Sturm bricht los, die James Caird ist ein Spielball der Wellen, als die Sonne untergeht, ist das Land außer Sicht.





10. Mai: Der Wind läßt nach, sie können einen Landeplatz suchen, die brechenden Wellen aber verhindern jeden Landungsversuch. Endlich finden sie eine etwas geschütze Bucht, sie gelangen 12:30 in der König Haakon Bay an Land - nach 48 Stunden ohne Trinken.





Dank der Führung Shackleton's und der unglaublichen Navigationskenntnisse Worsleys (er kann die Sonne nur 4 Mal beobachten - alles andere koppelt er!) finden sie Südgeorgien - wenn sie vorbeigesegelt wären, das Boot wäre im Atlantik verschollen, die Männer auf Elephant Island verloren gewesen...

Aber noch sind sie an der unbewohnten Westküste in der King Haakon Bay. Der unglaublichen Reise folgt noch ein ebenso unglaublicher Gewaltmarsch von Shackleton mit zweien seiner Begleiter durch die Berge.





Denn auf die James Caird, um Südgeorgien zu umsegeln, bringt die Männer nichts mehr. Die drei überqueren Gletscher und Berge, die noch niemals zuvor einer bestieg, trotz der schwierigen Bedingungen benötigten sie für die knapp 60 km nur 36 Stunden.





Am 20. Mai 1916 erreichen sie die Walstation Stromness.





Überraschendes Wiedersehen: Thoralf Sørlle ist 1914 Gast auf Shackletons Schiff gewesen. Sie erfahren, dass noch immer Krieg herrscht. Tags darauf werden die zurückgebliebenen Männer von der anderen Seite der Insel geholt.




Fragen...

Warum aber - diese Frage muss erlaubt sein - wählte Shackleton die weiteste und gefährlichste Route?
Hätten sich von Elephant Island(3) aus nicht King Georg (1) oder Deception (2) (in unmittelbarer Nähe) oder Kap Hoorn und südamerikanisches Festland (500 sm) oder die Falklandinseln (550 sm) angeboten?



Die Antwort:
  • Kap Hoorn mit Querung der Drake-Passage wegen der Strömung und ungünstigen Windrichtungen mit kleinem Boot unmöglich
  • Auch Richtung Falkland-Inseln sind ungünstige Winde und Strömungen zu befürchten
  • Und die nächstliegenden Inseln? Nur schwer erklärbar. Arved Fuchs hat wohl recht, wenn er den schlechten Zustand der Männer und das psychologische Moment hervorhebt: Kurs auf diese beiden nahen Inseln (weniger als 100 sm!) hätte geheißen: Zurück in die Antarktis!












    Die Rettung

    Die 22 Mann auf Elephant Island warten seit vier Wochen. Sie errichten aus den beiden Rettungsbooten Stancomb Wills und Dudley Docker einen Unterstand, drehen die Boote nach kieloben, dichten sie mit Segeltuch und Steinen ab gegen Schneestürme, die mit 160 km/h Windgeschwindigkeit tosen. Die Tage der Männer vergehen mit Jagen, Essen rohen Pinguinfleisches, Schlafen, Rauchen und Tagebuch schreiben. Samstags spielt Leonard Hussey, der Meteorologe, auf dem geretteten Banjo - bald singen sie zu alten Melodien neue Verse. Die Stimmung verdüstert sich, im August 1916 sind es 4 Monate des Ausharrrens.
    Trotz fehelndem frischen Gemüse (Vitamin C) bekommen sie nicht den gefürchteten Skorbut.
    Shackleton chartert am 21. Mai 1916 die Southern Sky einen Walfänger in der Station Husvik. Er kommt bis etwa 70 sm an seine Leute heran, dann muss er umkehren, Kohlevorrat des Schiffs zu Ende. Am 31. Mai ist er in Port Stanley/Falklandinseln zurück.
    Die britische Regierung kann Shackleton frühestens im Oktober ein Schiff bieten. Er weiß aber, dies ist zu spät. Von Uruguay bekommt er die Instituto de Pesca No. 1, ein kleines Fischereiforschungsschiff. Am 17. Juni 1916 stechen Shackleton, Worsley und Crean in See. 18 sm vor Elephant Islands versperrt ein Eisring die Weiterfahrt. Shackleton muß erneut umkehren.
    Er setzt auf einem britischen Postschiff nach Punta Arenas über. Landsleute bringen Geld auf, damit Shackleton die Emma chartern kann. Am 12. Juli verlassen Emma und das chilenische Dampfschiff Yelcho den Hafen. Emma erweist sich als zu schwach, Shackleton kehrt ein drittes Mal um, ertränkt seine Sorgen im Whisky...
    Man rät ihm, auf die Discovery zu warten, die im August England Richtung Falklandinseln verlassen wird. Shackleton will nicht warten, bittet die chilenische Regierung um die Yelcho.





    Sie ist ein altes Schiff in schlechtem Zustand, absolut ungeeignet für das Eismeer, aber er will jedes Risiko eingehen. Seine Leute auf Elephant Island müssten jetzt schon fast dem Hunger erlegen sein... Diesmal ist er sich sicher, es zu schaffen.







    Am 30. August 1916, am 635. Tag nach Aufbruch der Expedition, findet Kapitän Luis Pardo von der Yelcho zur Mittagszeit das Lager. Shackleton im Boot näherkommend, ruft: „Sind alle wohlauf?“ - die Antwort Frank Wilds: „Ja, alle gesund, alle wohlauf.“







    Shackleton läßt das Abenteuer gedanklich Revue passieren: 9 Monate Festsitzen auf der Endurance, 5 Monate auf Eisschollen, 2 Zwei Wochen Bootsfahrt, 4 Monate verlassenes Warten für meine Mannschaft - aber alle leben. Ich habe es geschafft schreibt er seiner Frau Emily.

    Tragik: Viele der Geretteten fallen kurze Zeit später im Krieg ...









Nachtrag




2000 unternimmt Arved Fuchs mit dem detailgetreuen Nachbau der James Caird eine Expedition auf Shackletons Spuren, beschrieben in seinem fesselnden Buch Im Schatten des Eises, mit vielen brillanten Bildern vom härtesten Meer der Welt




Auf Point Wild (links Denkmal für den Yelcho-Käptn)


James Caird II vor Point Wild


James Caird II in der Haakon Bay







Nachtrag 2



Frank Wild

Das Buch ist 2017 erschienen

Mit der Schilderung Frank Wilds ist Reinhold Messner ein dokumentarisches Kunststück gelungen. Wild hat es mit seiner Persönlichkeit geschafft, in den 22 auf der winzigen Insel vor der Küste der Antarktis zurückgebliebenen Männern das Vertrauen auf Rettung aufrechzuerhalten - einen ganzen antarktischen Winter lang, dem schlimmsten Gefängnis der Welt.
Die Shackleton-Expedition - erzählt wie nie zuvor ...



Und wer es original bei Shackleton selbst nachlesen will:





Sensation:
Die "Endurance" heute (März 2022) gefunden: auf 3.008 m Tiefe im Weddellmeer - dem "schlimmsten Teil des schlimmsten Meeres der Welt". Das Expeditionsteam des britischen Meeresarchäologen Mensun Bound grenzte das Gebiet ein und setzte Unterwasser-Drohnen ein, um das "Endurance"-Wrack zu orten und zu fotografieren.



Bound:
"Wir sind überwältigt von unserem Glück, die 'Endurance' geortet und Bilder von ihr gemacht zu haben. Das ist bei weitem das beste hölzerne Schiffswrack, das ich je gesehen habe." Die "Endurance" liege aufrecht im Wasser und sei "in einem brillanten Erhaltungszustand", Bound weiter. Der Fundort liegt demnach gut 3 sm von der Stelle entfernt, an der das Packeis das Schiff 1915 langsam zerquetschte und die der Kapitän der "Endurance", Frank Worsley, zuletzt angegeben hat.
Das Forschungsteam auf der Suche nach dem Wrack stach im Februar von Kapstadt aus mit dem südafrikanischen Eisbrecher "Agulhas II" in See - mit dem Ziel, die "Endurance" vor dem Ende des Sommers auf der Südhalbkugel zu finden. Bis heute zählt der Ort zu den am schwierigsten zu befahrenden Meeresgebieten der Welt. Der Leiter der vom britischen Falklands Maritime Heritage Trust angeführten Wrack-Expedition, John Shears: "Mit der Entdeckung der 'Endurance' haben wir Polargeschichte geschrieben." Bergen will man das Schiffswrack nicht, es ist im Antarktis-Vertrag als historische Stätte geschützt. Die Forscher wollen ihren spektakulären Fund mit Foto- und Videoaufnahmen dokumentieren, ohne das Wrack zu beschädigen, und heutigen und kommenden Generationen von seiner Geschichte berichten.