zurück


Route

Übersicht
Törn
Crew
Schiff
Empfang
Nachtrag



Crew
Skipper und Crew Donald Crowhurst, 36, Brite, Elektronik-Ingenieur, erfolgloser Unternehmer, unerfahrener Wochenend-Segler, verheiratet, 4 Kinder; Einhandsegler


Route


Regatta-Strecke


Route
[im folgenden verweisen in Klammern gesetzte Nummern auf obige Positionen]

Logbuch 1


1968



31. Oktober:
Donald verabschiedet sich von Frau und Kindern in Teignmouth
16:32 (1):
Ablegen

15. November (2):
Höhe Portugal.
Geplant 1300 sm in 6 Tagen, tatsächlich nur 800 sm
Donald listet die Mängel seines Boots auf und gewichtet sie.
Er kommt zur Überzeugung, daß er mit diesem Schiff eine Weltumsegelung niemals vollenden könne.
Umdrehen und heimkehren? Erniedrigend, Bankrott seiner Firma.
Gesicht wahren und wenigstens Australien ansteuern?
Mit der Aussichtslosigkeit seiner Unternehmung konfrontiert, keimt in Donald ein Plan:
Er wird im Atlantik bleiben, außerhalb der stark befahrenen Schiffahrtswege. Keiner wird ihn bemerken.
Und er wird vorgeben, um die Welt zu segeln...
Probleme mit dem Generator

29. November (3):
Höhe Kanarische Inseln.
Gedanken an die Fälschung der Route.

6. Dezember (4):
Höhe KapVerden. Beginn der falschen Route.
Donald führt zwei Logbücher, das aktuelle und das falsche.

Reparatur der Wind-Selbststeueranlage
Zielloses Segeln im Atlantik über Monate
Lektüre der wenigen Bücher an Bord
Relativitätstheorie Einsteins nimmt Donald vollständig in Beschlag, wird zur Besessenheit


19. Dezember (5):
Äquator gequert.

26. Dezember (6):
Höhe Brasilien. Schaden im Steuerbordrumpf.



1969
6. März 1969 (8):
Rio Salado/Argentinien angelegt
Reparaturen am Steuerbordrumpf.
(Sofortige Disqualifikation bei Bekanntwerden)

8. März:
Ablegen

29. März (9):
langsames Umhersegeln im Südaltlantik zum Zeitvertreib
Höhe Falklandinseln

9. April (10):
Gemütliches Segeln Richtung Nord
Funkstille gebrochen für falsche Positionsangaben.

4. Mai (11):
Ungefähre Position (nach falscher Route) durch das Südmeer über Australien, Neuseeland rund Kap Horn
Donald startet wieder ernsthaftes Rennen (ohne zu betrügen).
Donald hört: nur noch zwei Teilnehmer (außer ihm) liegen im Rennen:
der eine weit hinter ihm, der andere, Nigel Tetley auf Victress, vor ihm.
Idee: Donald folgt seiner Fährte, Nigel gewinnt und Donald segelt nach Hause...
Ehre und Ruhm, kaum Interesse für die Details der Logbücher des Zweiten...

21. Mai (12):
Cmdr. Nigel Tetley kentert - waghalsig geworden wegen des ihm angeblich dicht auf den Fersen folgenden Crowhursts...
Donald geht in Führung

5. Juni (13):
Donald hat sich in seinem Netz aus Lügen gefangen, beginnt zu zweifen, ob er es aushalten kann, als Sieger in Teignmouth einzulaufen.
Äquator mit Nordkurs gekreuzt

18. Juni (14):
Zunehmende Verzweiflung über die Situation.
In den Logbüchern mehren sich seltsame Einträge.
Geistezustand scheint sich zu verschlechtern.

23. Juni (15):
Letzter Eintrag
17:00 Ortszeit (16):
Norwegischer Frachter CUYAHOGG passiert, Donald winkt enthusiastisch
(Logbuch-Vermerk des Frachterkapitäns:
30°42' N, 39°55' W:

Skipper trägt Bart und Khaki-Shorts, scheint in guter Verfassung. Einige Kleider zum Trocknen an Deck, Rettungsboot auszumachen. Wetter gut, die TEIGNMOUTH ELECTRON segelt nach NE)


1. Juli (17):
Wortlaut des Telegramms von Robert Hallworth an Crowhurst:
BBC und EXPRESS treffen dich mit Clare und mir vor den Scilly Inseln.
dein Triumph bringt 100000 Zuschauer nach Teignmouth wo die Sammlung bereits 1500 erreicht hat plus vielen weiteren Gewinnen.
Bitte überlasse mir die Geheimnisse der Reise am Rand des Todes, für Vorabdruck-Verkaufsgespräche.
Finanzielle Aussichten gut.
Antworte schnell.
Denke über Werbemöglichkeiten nach.

11:20:40: Es ist zu Ende. Es ist zu Ende. Es ist die Gnade...



10. Juli (18):
Teignmouth Electron wird unbemannt im Atlantik treibend gesichtet



Logbuch 2 Das gefälschte Logbuch

1968

6. Dezember:
Erster Eintrag.

10. Dezember:
Donald bringt das Funkgerät notdürftig in Gang (er kann per Morsezeichen Telegramme schicken)
Telegramm von TEIGNMOUTH ELECTRON an Robert Hallworth:
FREITAG 172 SPINNAKERBAUM GEBROCHEN - SAMSTAG 109 SONNTAG 243 NEUER REKORD FÜR EINHANDSEGLER - MONTAG 174 DIENSTAG 145 NORDÖSTLICHE PASSATWINDE STOP

1969

15. Januar (7, A):
Höhe St. Helena
Beginn der Funkstille (wegen Generatorproblemen)
Kurs auf Südlichen Ozean.





7. April (B):
Kap Horn gerundet, nahe Digger Ramirez - Log kaputt



23.Juni (16):
Mehr und mehr seltsame Einträge:
Gedichte, Zitate usw

25. Juni:
Donald denkt an seine Frau, die ihn in Bridgewater erwartet.
In die Abhandlung eines mathematischen Problems fügt er fiktiven Dialog ein:
Ich sitze auf meinem Boot inmitten des Atlantiks, bekalmt. Meine Frau in England fragt mich: "Wie geht es Dir?" und ich antworte, "während der letzten drei Stunden lag ich ohne Fahrt auf 30°25' N, 29°15' W. Mir geht es gut, und ich bin glücklich!" Meine Frau ist ebenfalls glücklich, denn sie hat mein Befinden Kraft meiner Antwort genauestens erfaßt. Sie nimmt eine Seekarte zur Hand und markiert meine Position mit einer Stecknadel auf dieser Karte, die sie daheim hat. Sie sieht zur Uhr, die anzeigt, daß es jetzt genau 3 Uhr Nachmittags ist, sieht zum Kalender, wo der 25. Juli [Verwechslung!] steht und schreibt in die Seekarte neben die Stecknadel: 1200-1500 am 25. Juli 69. Sie denkt "Ich bin froh, daß es ihm gut geht", aber das schreibt sie nicht auf die Karte. Aber wenn ich sie fragen würde, wie sie die Neuigkeiten aufgenommen hat, dann würde sie sagen: "Ich bin glücklich", und vielleicht würde sie das in ihrem Tagebuch niederschreiben ...."
Tatsächliche Position: 150 Seemeilen nördlich der angegebenen Position vom 23. Juni

24. Juni:
Funkgerät repariert.
Kondolenztelegramm an den wunderbarerweise geretteten Tetley:
23 sm Tages-Etmal während 6 Tagen, kein Diesel für Generator und kein Mehl, kein Reis.
Haare geschnitten, die Strähnen über das Deck geweht.



Schiff



Die TEIGNMOUTH ELECTRON of Bridgewater ist ein Trimaran, Lüa 41ft, gebaut von L. J. Eastwood in Norfolk. Der Riss ist ein Standard Pivers Victress Trimaran Rumpf mit Spanten, mit einer Wasserlinienlänge von 38 ft und einem Baum von 22 ft. Das Übrige der Yacht wurde nach Crowhurst’s Wünschen mit Extra-Spanten, und vielen Sonderanfertigungen für die schwierigen Bedingungen der südlichen Ozeane und um Kap Horn gebaut.

[Teignmouth ist eine kleine Hafenstadt in Südengland, Geburtsort des Mathematikers Charles Babbage, 1792-1871, der u.a. die erste mechanische Rechenmaschine entwarf. Crowhursts Firma war in der Nähe von Teignmouth und einer seiner Sponsoren, Rodney Hallworth lebte ebenfalls dort und wurde später Bürgermeister in Teignmouth]

Crowhurst als Elektronikingenieur wollte sein Boot mit revolutionären Geräten - seinen Erfindungen - ausstatten. Er konstruierte ein System, das die Krängung (seitliche Neigung) des Bootes überwachte und steuerte, zugleich koppelte es den Kompasss mit der Ruderanlage. Gegen die Gefahr des Kenterns brachte er im Topp einen aufblasbaren Ballon an, der sich im Fall des Kenterns selbsttätig aufblasen und das Boot aufrichten sollte. Ein weiterer Mechanismus setzte die Bilgepumpen automatisch in Gang oder löste bei Einbruch(?) Alarm aus. Crowhurst verwendete als erster Computer an Bord, zudem noch einen, den er selbst gebaut hatte.

Bei Probeschlägen im Englischen Kanal schaffte das Boot auf Vorwindkursen an die 12 Knoten, konnte jedoch kaum weniger als 60 Grad am Wind kreuzen, das Schwert machte Probleme, die Generatoren vertrugen die Nässe nicht, die Luken leckten. Einige Mängel wurden nur notdürftig behoben, die Übersetzung der Ruderanlage brach, die Schwimmkörper der Seitenrümpfe füllten sich langsam mit Wasser, die Bilgepumpen arbeiteten nicht, der Computer war ebensowenig fertig geworden wie die anderen elektronischen Basteleien...

Am 15. November nahe Madeira stellt Donald eine Liste aller Mängel zusammen:

  • Keinerlei Elektrik, daher
  • kein Funkkontakt
  • kein Aufblasen des Rettungsballons im Masttop
  • kein Funksignal zum Stellen der Schiffsuhr
  • nachts kein Licht
  • keine Positionslampen
  • Undichte Luken in allen drei Rümpfen
  • Cockpitluke undicht, daher Generatoren unter Wasser
  • Risse im Hauptsegel
  • elektrischen Bilgepumpen nutzlos, alternativer Handsbetrieb unmöglich, weil Anschlußschlauch fehlt (!),
  • Lenzen nur bei guten Wetter möglich, da sonst sofort wieder Wasser in die Rümpfe schwappt
  • Beim Segelsetzen schwingen Stagen und Wanten bedrohlich, drohen aus Befestigung zu brechen
  • Windsteueranlage gebrochen.

Der fleißige Ingenieur Crowhurst setzt Stück für Stück in den nächsten 243 Tagen nur mit Bordmitteln großenteils wieder instand

Am 10. Juli 1969 hievt das britische Postschiff Picardy den unbemannten Trimaran in der Sargasso-See an Bord und nimmt ihn als Beipack mit in die Karibik.



Die TEIGNMOUTH ELECTRON liegt in den Dünen von Cayman Brac/Antillen.

Nachtrag

Rodney Hallworth flog hinaus, um die Logbücher einzusammeln, die er bereits für 4000 Pfund an die Sunday Times verkauft hatte.
Kapitän Box nahm ihn beiseite und teilte ihm mit, daß mit den Logbüchern ernstlich etwas nicht in Ordnung sei. Box schlug vor, die entsprechenden Seiten herauszureißen, damit Crowhursts Familie die Wahrheit niemals erfahren würde, aber Hallworth witterte, daß die Entdeckung so wichtig sei, daß die Geschichte ans Tageslicht kommen müsse.
Die BBC bereitete bereits einen Beitrag "Crowhursts heldenhafte Reise" vor. Nur der Generaldirektor kannte den Grund, warum er das Programm stoppen ließ: Es gab zwei Sets von Logbüchern - Crowhurst hatte niemals Kap Horn oder das Kap der Guten Hoffnung umrundet. Er verbrachte volle achteinhalb Monate im Atlantik und schickte gefälschte Positionsmeldungen über Funk. Die Welt und Fleet Street waren einer Täuschung erlegen.
Robin Knox-Johnston bestand darauf, sein Preisgeld von 5000 Pfund an den Hilfsfonds für die Familie Crowhurst zu spenden. Tetley, der sein Boot zuschande gefahren hatte, um nur ja vorne zu bleiben, erhielt 1000 Pfund als Trostpreis.
War es diese Kenterung, die den Mann, der für 9 Monate Einsamkeit wohl ungeeignet war, aus der Fassung brachte?
Denn hätte Tetley gewonnen und Crowhurst hätte die Ziellinie als Zweiter überquert, ebenfalls als Held, wäre irgend jemand auf die Idee gekommen, seine Logbücher anzuzweifeln?



Von den vier geführten Logbüchern fehlt bis heute eines.

Die Logbücher der letzten Wochen von Crowhurst (insgesamt ca. 25 000 Worte!) sind der Versuch, das Wesen des Menschen neu zu interpretieren, in der Absicht, seiner unmöglichen Situation zu entkommen. Immer wieder taucht die Zahl "243" auf: Ursprünglich war ein Törn von 243 Tagen geplant, er täuschte ein Rekord-Etmal von 243 sm vor und sein Lebern endete am 243. Tag auf See (am 1. Juli 1969).


Nigel Tetley (1924 – 1972)



was the first person to circumnavigate the world solo in a trimaran. A native of South Africa, and a Lieutenant-Commander in the Royal Navy, he entered the 1968 Sunday Times Golden Globe Race, which was the first non-stop, single-handed, round-the-world yacht race. Tetley sailed the Victress, a plywood trimaran that also doubled as his home.
He completed the circumnavigation when he crossed his outgoing track on the evening of 22 April 1969, but at that point he was still 5,000 sea miles from finishing the race and claiming the prize for fastest passage. The Victress at this point was slowly disintegrating, but Tetley thought he was being chased by another trimaran piloted by Donald Crowhurst, so instead of nursing his ailing boat along, he continued to sail as hard as he could.
With 1,100 sea miles to go, the Victress broke up and sank under him. Tetley had time to get off a Mayday call before taking to his life raft, and was picked up the following afternoon.
It later turned out that Tetley had had no need to hurry. Donald Crowhurst had faked his round-the-world trip, sailing only in the Atlantic and radioing false position reports. Tetley was awarded a £1,000 consolation prize by the race organizers. By now he was obsessed with properly completing a circumnavigation, so he used the money to immediately build a new trimaran, which he called the Miss Vicky.
He was never able to raise enough money to completely outfit the new boat. Though showing no outward signs of stress or depression, he went missing on 2 February 1972. His body was found three days later, hanging from a tree in woods near Dover, England.

Zitate

For many, Donald Crowhurst is just a cheat who abused the sacred unwrittens of good sportsmanship. But for some, it is more complicated than this and he is seen as much a victim of the Golden Globe as the pursuer of it. His story is about human failing, about pitching his sanity against the sea, where there is no human presence or support system on which to hang a tortured psychological state. His was a world of acute solitude, filled with the ramblings of a troubled mind.

Tacita Dean, 1997



The mystery of The Teignmouth Electron:
On 1 July 1969, after sailing 16,591 miles in 213 days, Donald Crowhurst scribbled his last deranged entry in the log of Teignmouth Electron, made his way to the stern and stepped into the sea




Und von 2008 bis 2009 findet die Vendée Globe statt:
Das Projekt: eine Weltumsegelung nonstop, mausbeinallein auf dem Schiff, unter Rennbedingungen und damit ständig am Limit. Auch bekannt als Vendée Globe und durchgeführt alle vier Jahre. Das Rennen: Der Mount Everest des Segel-Rennsports; will man bei diesem Vergleich bleiben, muss man allerdings gleich anfügen, dass es sich um eine Besteigung im Alleingang handeln müsste. Denn vom Start in Les Sables d'Olonne im Südwesten Frankreichs bis zur Rückkehr an diesen Ort ist der Segler während rund dreier Monate allein mit seinem Einrumfboot und der See. Stop-overs oder Erholungspausen gibt es keine, Boot und Skipper müssen durchhalten und selbst mit allen Problemen zurechtkommen. Hilfe von aussen verboten, solange ein Boot im Rennen ist. Der Rahmen der Vendée Globe lässt das Volvo Ocean Race, eine andere harte Regatta rund um die Welt, geradezu komfortabel erscheinen: Auf Schiffen ähnlicher Grösse befinden sich Crew von einem Dutzend, zwischen den Etappen liegen ausgiebige Halte, wo sich eingespielte Shore-Crews um die geschundenen Boote kümmern und die Segler ihre Batterien aufladen können...

Den Rekord 2016/17 hält der Franzose Armel Le Cléac’h mit 74 Tagen, der Franzose François Gabart war 2012/13 mit damals 30 Jahren bislang der jüngste Sieger aller bisherigen Rennen - und 2017 bricht er alle Rekorde:
In 42 Tagen einhand um die Welt!