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Meuterei


1787 nimmt Leutnant Bligh das Kommando über das ehemalige Kohleschiff BOUNTY mit einer ungewöhnlichen Mission an:
Nach einer Idee des berühmten Naturwissenschaftlers und Botanikers Sir Joseph Banks soll die in der Südsee wachsende Brotfrucht als billige Nahrung für Plantagenarbeiter bzw. Sklaven in der Karibik heimisch gemacht werden. Zu diesem Zwecke soll Bligh, der bereits mit Cook auf Tahiti war, das Inselparadies anlaufen, die Brotfrüchte sammeln und nach England bringen. Bei Erfolg winkt Bligh die Beförderung in den begehrten Rang eines Kapitäns zur See.
Auch der Steuermannsmaat Fletcher Christian, ein Freund Blighs, geht an Bord. Bligh, einziger Offizier mit Patent an Bord, macht ihn im Laufe der Reise in der schiffsinternen Rangordung zum 1. Offizier. Damit rangiert der Steuermannsmaat Christian vor dem Steuermann John Fryer.
Am 23.Dezember 1787 verlässt BOUNTY mit 45 Mann an Bord mit Verzögerung England. Obwohl das Schiff die befohlene westliche Route über Kap Hoorn nicht steuern kann - widrige Winde halten Bligh am Kap der Stürme auf und ein Seemann kommt durch einen Unfall unterwegs ums Leben - , ist die Stimmung an Bord keineswegs schlecht. Bligh passt zum Wohle seiner Besatzung den Wachdienst an und organisiert ihn um. Im Vergleich zu anderen Kapitänen gibt es unter seinem Kommando so gut wie keine martialischen Strafen, auch sorgt der durch die Reisen mit Cook erfahrene Kommandant nach damaligem Stand des Wissens vorbildlich für die Gesundheit seiner Besatzung. Der Tyrann Bligh ist pure Erfindung.
Nach 10 Monaten Seereise erreicht 1788 BOUNTY Tahiti und geht in der Matavai-Bucht vor Anker.
Bligh und seine Mannschaft verbringen dort fünf Monate, der Brotfruchtbaum befindet sich in seiner Ruhephase, Stecklinge sind nicht zu ziehen. Die Mannschaft und auch Bligh genießen das Leben mit den freundlichen Menschen, es gibt zahlreiche Kontakte zu Tahitianerinnen. Einige Crewmitglieder, etwa Christian und Peter Heywood, gehen längerfristige Beziehungen ein. Manche, insbesondere Heywood, lassen sich, wie bei den Eingeborenen üblich, tätowieren.
Am 9. Dezember 1788 erliegt der inzwischen seiner Funktion enthobene Schiffsarzt seiner Trunksucht.
Ende Dezember scheint die Disziplin verfallen zu sein.
Am 5. Januar 1789 versuchen drei Männer mit einem Beiboot zu desertieren, werden am 22. wieder eingefangen und mit Hieben der Neunschwänzigen Katze bestraft, das heißt äußerst milde: Sogar Todesstrafe durch Erhängen wäre für Desertion und Diebstahl des Beibootes in Frage gekommen.
Am 4. April 1789 lässt Bligh die Anker lichten, Kurs auf die Endeavour-Straße, den südlichsten Teil der Meerenge zwischen Australien und Neuguinea. Die Bounty hat 1.015 Jungpflanzen an Bord, entsprechend eng muss es gewesen sein.

Nach den 6 Monatenn Wartezeit gehorcht die Crew nur ungern dem Befehl zum Beladen des Schiffs.

Am 24. April legt Bligh Zwischenstopp in Nomuka (Tongainseln) ein, um wie Cook 1777 und Tasman 1643 Proviant und Wasser zu ergänzen. Einer der Einwohner, ein älterer Mann, erinnerte sich an ihn. Es kommt zum Streit. Eingeborene stehlen Ausrüstungsgegenstände der BOUNTY, wofür Bligh seinen dritten Wachführer Christian verantwortlich macht. Dann versucht er einige Stammesführer als Geiseln festzuhalten um das Diebesgut wiederzubekommen, läßt sich aber zuletzt überzeugen, dass dies nichts nützt, gibt die Geiseln wieder frei. Das erfolglose Hin und Her düfte Blighs Autorität ein weiteres Mal geschwächt haben.
Südwestlich von Tofua beschuldigt Bligh Christian am Abend des 27. April, sich an seinem persönlichen Vorrat an Kokosnüssen vergriffen zu haben. Christian beginnt ein Floß zu bauen, um zu desertieren – in seinen wahrscheinlichen Tod: Ein einzelner Schiffbrüchiger ohne seetüchtiges Fahrzeug und Proviant. Einige reden ihm zu, an seiner Statt lieber Bligh ab- und auszusetzen.

Christians vierstündige Wache begimmt um 4:00 Uhr, nachdem er keine halbe Stunde geschlafen haben konnte (er war in seiner Freiwache bis 3:30 Uhr an Deck geblieben). Ab 4:30 Uhr kommt es zu Debatten an Deck, gegen 5:20 Uhr nehmen sie Bligh fest, fesseln ihn an den Handgelenken. Christian, Mills, Churchill, Burkett und Adams bedrohen ihn mit Waffen.
Hitzige Debatten, Bligh tobt, Fryer brüllt auf Christian ein, sie bereiten das kleine Beiboot zum Wassern vor. Es ist aber in so schlechtem Zustand, dass man Bligh die Barkasse zugesteht. Als es gewassert ist, wollen nun zu Christians Verwunderung 20 Mann einsteigen. Gegen acht Uhr ist die Barkasse voll besetzt, Bligh aber noch an Bord der BOUNTY. Im Beiboot sind zwei kleine Fässer Wasser (maximal 125 Liter), etwas Wein, Rum, Brot und Zwieback (insgesamt rund 75 kg) sowie einige Kokosnüsse. Ein wenig Kleidung wird ins Boot geworfen, der Zimmermann darf sein Werkzeug mitnehmen und der Bordschreiber die allerwichtigsten Unterlagen Blighs zusammensuchen. Zudem gibt man ihnen einen Kompass, einen Oktanten sowie das Logbuch der Bounty mit.
Kurz nach acht Uhr wird Bligh als letzter ins Boot genötigt, erneute Debatten beginnen, als er Christian ein letztes Mal umzustimmen versucht. Gleichzeitig erbettelt die Bootscrew noch ein wenig Dörrfleisch (an die zehn Kilo) und bekommt, kurz bevor um 10:00 Uhr das seit zwei Stunden geschleppte Boot losgeworfen wird, vier Entermesser zugeworfen, aber keine Feuerwaffen.

Der harte Kern der Meuterer sind neun Personen: Edward „Ned“ Young (die treibende Kraft – er hat Christian angestiftet) und Christian; des weiteren Adams, Brown, Martin, McCoy, Mills, Quintal und Williams. Dazu neun aktive Mitläufer. Rund 22 sind loyal, einige unentschlossen. Manche sind freiwillig auf der BOUNTY, andere gezwungen, an Bord des Beiboots ist kein Platz mehr. Martin ist nach einem Streit mit Peckover aus dem Beiboot aufs Schiff zurück genötigt worden. Später entscheiden sich 16, lieber in Tahiti zu bleiben und auf die unvermeidliche Suchexpedition zu warten, statt Christian zu begleiten.

Bligh vollbringt eine navigatorische und seglerische Meisterleistung. Die Nußschale erreicht nach fast 4.000 sm und 42 Tagen am 12.Juni 1789 die Insel Timor, nicht ohne dass William Bligh unterwegs "so nebenbei" neue Inseln entdeckt und kartographiert!
Im März 1790 kehrt er deswegen als gefeierter Held nach England zurück und muss sich - eine Routineuntersuchung nach jedem Schiffsverlust - vor einem Kriegsgericht verantworten. Bligh wird am 22. Oktober 1790 freigesprochen und wenig später in den begehrten Rang eines Kapitäns zur See befördert.


Am 23.1.1790 erreicht die BOUNTY Pitcairn Island, sie wird auf Grund gesetzt und verbrennt zwei Tage später aus ungeklärter Ursache.

1791 trifft die englische Fregatte Pandora in Tahiti ein. 14 der 16 auf Tahiti gebliebenen Besatzungsmitglieder der BOUNTY werden festgenommen oder stellen sich freiwillig. Am 18.9. erleidet Pandora am Großen Barriere Riff Schiffbruch. 31 Seeleute kommen ums Leben, darunter 4 der Gefangenen.

1792 beginnt der Seegerichtsprozess gegen die Meuterer in Porthmouth. Im Oktober werden an Bord der NMS Brunswick die Meuterer Millward, Burkett und Ellison gehängt, die anderen freigesprochen bzw. begnadigt.
1808 findet ein entsetzliches Massaker auf Pitcairn statt: 11 der 15 Männer, darunter auch Fletcher Christian, werden ermordet.
Der Walfänger Topaz ist das erste Schiff, das am 5. März 1829 in Pitcairn vor Anker geht und am 7. März 1829 stirbt John Adams, der letzte verbliebene Meuterer im Alter von 65 Jahren auf Pitcairn.




1831 werden die Bewohner Pitcairns nach Tahiti evakuiert, weil die Insel übervölkert ist und nicht genügend Lebensmittel produziert. Nachdem auf Tahiti 14 Pitcairner gestorben sind, kehren die meisten der Evakuierten 1838 nach Pitcairn zurück, das 1856 britische Kolonie wird. 1858 zweite Evakuierung: Alle 187 Bewohner werden nach Norfolk Island bei Neuseeland gebracht, die meisten kehren aber wieder zurück.




Die Besitzer der Plantagen in den Kolonien haben nach einer preiswerten Nahrung gesucht.
Josef Banks, Direktor der königlichen botanischen Gärten in Kew, stellte nach dem Genuss der Früchte des Brotbaums fest, dass es sich um eine wertvolle, sättigende Frucht handelt und das war der Grund, warum die Jungpflanzen des Brotbaums massenweise auf dem Schiff transportiert wurden.
Drei Brotfruchtbäume sollten einen Sklaven ein Jahr lang ernähren können, gebraten oder roh.
Übrigens:
Den Sklaven schmeckten die neuen Früchte nicht. Das Unternehmen Brotfruchtbaum war ein Misserfolg.





Und diese Schlagzeilen macht Pitcairn heute:

Auckland - Der 49-jährige Dennis Christian wurde nach seinem Geständnis in Gewahrsam genommen. Den Gerichtssaal verlässt er unter Bewachung von Brenda Christian, seiner Cousine, die zugleich auch als Polizeibeamtin auf der Insel Dienst tut. Christians Strafmaß soll erst am Ende des Gerichtsprozesses verkündet werden.
Chef-Ankläger Simon Moore sagt, er freue sich, dass den neun weiblichen Opfern die Zeugenaussage erspart geblieben sei. Der leitende Untersuchungsbeamte Rob Vinson betont, Christians Geständnis sei eine Erleichterung für die Frauen und stelle eine "bedeutsame Entwicklung" in dem Prozess da.
Bislang haben sich die Angeklagten auf den Standpunkt gestellt, dass sie als Nachfahren der Bounty-Meuterer nicht dem britischen Recht unterstehen. Der ihnen angelastete Sex mit Minderjährigen sei daher nicht strafbar. Auf der 1790 von ihren Vorfahren besetzten Insel würden andere kulturelle Werte und Traditionen gelten. Nach Zeugenaussagen hätten einige der Männer auch kleine Kinder vergewaltigt und Mädchen wie Sexspielzeug behandelt.
In dem Missbrauchsprozess sind neben Dennis Christian sechs weitere Männer von Pitcairn angeklagt. Die Anklage wirft ihnen sexuelle Übergriffe in 41 Fällen vor.
Und:
MEUTEREI IN DER SÜDSEE
"Bounty"-Insel will sich lossagen
Um die Südsee-Insel Pitcairn ist ein Rechtsstreit ausgebrochen. Sieben Einwohner streiten für die Unabhängigkeit des winzigen Eilands: Sie wollen sich nicht dem britischen Recht beugen - und sich Sex mit Minderjährigen nicht verbieten lassen.

Fletcher Christian rekonstruiert auf einem Polizei-Computer