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Pitcairn-Kaleidoskop




Der Anker stellt die Bounty, das weiße Rechteck die Schiffsbibel da





Heutige Einwohner namens Christian

Noch immer halten knapp 60 Nachkommen der Bounty-Meuterer auf der einsamen Insel aus, ihre Zahl ist aber - wegen der großen Isolation - abnehmend.
Insgesamt wird die Zahl der Meuterer-Nachkommen auf 2.500 geschätzt. Die meisten von ihnen leben in Norfolk, einer zu Australien gehörenden Insel im Westpazifik. Auf dem fast nordisch wirkenden Eiland wohnen Träger berühmter Meuterer-Namen, Christians, McCoys und Youngs. In der tahitisch-englischen Gemeinschaft hat sich während der Abgeschiedenheit eine eigene Sprache entwickelt, ein Kauderwelsch aus Country-Englisch und Tahitisch. Wenn einer von ihnen z.B. sehr erbost über jemanden ist und seinem Zorn wirklich handfest Luft macht, greift er zum schonungslosesten aller Ausdrücke: "Bloody Bligh!"



Landungsstelle
Bootsschuppen


Wen wundert's, daß Christian und seine Leute auf der einsamen Insel mit ihren tahitianischen Frauen nicht das erhoffte Paradies fanden?

Sie lebten friedlich zusammen, bis die Frau von John Williams starb. Dieser wollte von den Polynesiern eine neue Frau,1793 kam es zum großen Streit: Es am 20. September John Mills, William Brown, John Williams und Isaac Martin und am 3. Oktober erlag schließlich Fletcher Christian seinen schweren Verletzungen. Auch zwei Polynesier starben. Zwei weitere wurden bei einem Streit unter den polynesischen Einwohnern ermordet, worauf ihre Witwen die letzten beiden männlichen Polynesier aus Rache enthaupteten.


Wiederum wegen der Verteilung der Frauen kam es zu neuem Streit. Zwei Frauen stürzten sich von Klippen, und William McCoy fiel betrunken am 20. April 1798 ebenfalls von den Klippen.
Nach kurzer Friedenszeit kam es 1799 unter den drei letzten Meuterern wierum zum Streit: JHohn Adams erschlug Matthew Quintal.

Am 25. Dezember 1800 starb Edward Young an Asthma, und so blieb nur John Adams übrig. Mit ihm lebten auf der Insel zehn Polynesierinnen und 23 auf der Insel geborene Kinder.
Adams, nun Oberhaupt der Insel, fing plötzlich an, sehr fromm zu leben, da ihn seiner Schuldgefühle wegen Höllenvisionen verfolgten. Er drängte allen Bewohnern die Bibel auf und verbot Rauchen, Fluchen und Alkohol.

Erst 1808, über 18 Jahre nach dem Verschwinden der Bounty, entdeckt ein amerikanischer Robbenfänger die Reste der kleinen, gemischtrassigen Kolonie zufällig auf dem entlegenen Eiland .

Am 5. März 1829 schließlich stirbt John Adams - man höre und staune - eines natürlichen Todes.


John Admas



Bibel der Bounty

Friedhof


Das älteste Haus der Insel, "Thursday October Christian's House" wurde in den frühen 1800er Jahren erbaut und ist heute touristische Attraktion.



"Christians Cave".
Hoch auf einem Hügel gelegen mit weitem Blick übers Meer, hat Fletcher hier allein so manchen Tag viele Stunden über geseessen, den Horizont absuchend nach Schiffen, die Meuterer zum Henker holen wollen...




Die Schule - knapp unterhalb von "Christans Cave"

Schule: Fest und Bountyblick


Ein Wohnhaus


Kirche und Kanone (von der Bounty)


Brandung an Klippen


Anzeige im Internet


Funkstation


Hühner


Touristen


Post



Ein Insel-Kartenspiel




Ecke im polynesischen Dreieck:
Wer hier ankommen oder wegfahren will,
muss Wochen auf dem Ozean verbringen.
Alle drei Monate kommt ein Versorgungsschiff.
Es ankert weit draußen, einen Hafen gibt es nicht.
Und auch keinen Flughafen.



25°04' S, 130°06' W




Schiffsglocke der Bounty

Nachträge:

Kindesmißbrauch u. Mark Twain
Vier Nachfahren der Meuterer müssen wegen Jahrzehnte langer Kinderschändung jetzt endgültig Gefängnisstrafen antreten. Sie scheiterten vor dem Oberhaus in London in letzter Instanz mit dem Versuch, sich der Zuständigkeit des britschen Rechts zu entziehen.

Die Nachfahren der legendären Seefahrer vergingen sich jahrelang an Mädchen und Frauen, Vergewaltigung und erzwungene Sexdienste waren an der Tagesordnung. Es wurde geschwiegen und hingenommen. Als die unglaublichen Vorwürfe ans Licht kamen, war der Aufruhr groß. Sieben Männer wurden angeklagt, die Hälfte der erwachsenen männlichen Bevölkerung, darunter auch Bürgermeister Steve Christian (55), ein direkter Nachfahre des Obermeuterers Fletcher.
Staatsanwälte aus Großbritannien kamen, legten den Angeklagten mehr als 50 Missbrauchsfälle zur Last, darunter Vergehen mit zwölfjährigen Mädchen. Selbst nach den Anklagen standen einige Frauen zu den Männern: Auf den Inseln gehe es eben anders zu als anderswo, meinten sie. Sex mit zwölf sei keine Seltenheit. Andere berichteten dagegen Horrorgeschichten - froh, dass die düsteren Vorgänge endlich ein Ende hatten. Bürgermeister, Sohn Randy (32) und Schwiegervater Ron Brown (80) erhielten Gefängnisstrafen, zwei wurden zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt.
Auch wenn die Briten mit den Nachfahren der ungehobelten Meuterer vielleicht gerne gebrochen hätten, wurde im fernen London ihre Zugehörigkeit zur Krone jetzt endgültig festgestellt. Für Ex-Bürgermeister Christian und seine Bande bleibt nur noch das Gefängnis, das einige der Angeklagten vor dem Prozess selbst mit erbaut hatten. Aus Neuseeland wurden eigens sieben Aufseher rekrutiert.

Im 2007 verurteilte ein Gericht in Auckland/Neuseeland einen 53-jährigen Angeklagten zu sechseinhalb Jahren Haft, einen 31-jährigen zu dreieinhalb.





1879 veröffentlicht Mark Twain die politische Satire The Great Revolution in Pitcairn (Ein Miniaturreich im Weltmeer): Die Inselbevölkerung sagt sich von Großbritannien los und ruft einen zwielichtigen Amerikaner zum Kaiser aus.