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Biografie


William Bligh, auch "Breadfruit-Bligh" genannt (gesprochen "blei"), 1754 in Plymouth geboren und 1817 in London gestorben, entstammt einer alten Seefahrerfamilie. Sein Vater war Leiter des Zollamts von Plymouth.

Schon mit 7 geht Bligh als Kapitänsdiener zur See. Erste Erfahrungen als Seemann macht er mit 15 als Kadett, mit 21 ist er Navigator auf HMS Resolution bei James Cooks dritter Südsee-Expedition 1776 bis 1779, deren Hauptziel die Suche nach der Nordwest-Passage war. Blighs Seekarten und Aufzeichnungen sind von derart hoher Genauigkeit, dass man sie noch im 20. Jahrhundert verwendet. 1779 ist er Augenzeuge, wie Eingeborene James Cook auf Hawaii erschlagen und in Stücke reißen. Danach führt er die Resolution nach England zurück.



Nach seiner Heimkehr 1781 heiratet er Elisbath, die Tochter des Steuerinspektors auf der Isle of Man .
Das Paar hat sechs Töchter. Bligh wird im gleichen Jahr Leutnant, nimmt am Krieg gegen Frankreich und die amerikanischen Kolonien teil und als er nach Kriegsende vier Jahre lang ein Handelsschiff im Rum- und Zuckergeschäft zwischen England und der Karibik befehligt, lernt er Christian kennen, den späteren Meuterer. Mit ihm verbindet ihn von Anfang an enge Freundschaft.

Auf Betreiben des Naturforschers Sir Joseph Banks kehrt Bligh 1787 in den Dienst der Admiralität zurück und erhält das Kommando über HMS Bounty.


Das Schiff soll Ableger des Brotfruchtbaums von Tahiti zu den Westindischen Inseln bringen. Auf der Rückfahrt von Tahiti kommt es am 28. April 1789 südlich von Tofua unter Führung des 1. Offiziers Fletcher Christian zur Meuterei.
Die Beurteilung der Handelnden wie der Meuterei ist äußerst umstritten. Für die Meuterei soll weniger ein Streit zwischen Bligh und Christian, sondern vielmehr die Tatsache ursächlich sein, dass letzterer Unterstützung bei einigen Matrosen fand, die sich nach dem langen Aufenthalt auf Tahiti nur schwer wieder an die Disziplin an Bord des Schiffes gewöhnen wollen. Nachdem sie Bligh festgenommen haben, setzten sie ihn mit 18 Getreuen in einer kleinen, offenen Barkasse aus.

Die Ausgebooteten nehmen Kurs auf Tofua, müssen aber vor den Eingeborenen fliehen. Bligh, Meister der Navigation, schafft es, das kleine, völlig überladene Boot durch das gefährliche Great Barrier Reef und die kaum erforschte Torresstraße zwischen Australien und Neuguinea bis zu der ca. 4.000 sm entfernten Insel Timor zu bringen, zur holländische Faktorei Kupang, östlichster Außenposten einer europäischen Kolonialmacht in Asien. Unterwegs entdeckt er mehrere Inseln.

Um rechtzeitig im Oktober mit der nach Europa bestimmten holländischen Flotte ins 1.800 sm entfernte Batavia (Djakarta) zu gelangen, kauft Bligh einen 34-ft-Schoner für 1.000 Dollars, er nennt ihn HMS Resource. Wegen der vorherrschenden Piraterie in der Javastraße bestückt er das Schiff mit 4 Lafettengewehren und die Crew mit 14 Handfeuerwaffen.
Nortons Tod in Tofua ist der einzige Verlust auf der langen Reise gewesen. Aber jetzt fordert das indonesische Tropenfieber Tribut. David Nelson, der Botaniker, erliegt ihm am 20. Juli. Andere sollen folgen: Thomas Hall, Peter Linkletter, William Elphinstone, Robert Lamb auf seiner Heimfahrt. Von Thomas Ledward hört man nie wieder etwas.
Am 20. August starten Bligh und seine Leute nach Java, nach gut zwei Monaten erholt von den furchtbaren Strapazen ihrer Reise. Wegen der Piraten begleiten sie zwei bewaffnete Proas (indonesische Segler).
Bligh und seine loyale Crew segeln westwärts, und wieder sieht Bligh sich einer Meuterei ausgesetzt, wenn auch kleineren Ausmaßes. Nachdem sie Surabaya, eine holländische Siedlung an der Nordfküste Javas erreicht haben, hatte Bligh Fryer befohlen, die Resource zu übernehmen und ihn im Hafen beim Gouverneur abzuholen. Als der Kapitän und der Gouverneur am vereinbarten Platz in der Barkasse warten, war von der Resource nichts zu sehen. Bligh tobt, und findet den Schoner schließlich gemütlich am Kai vermurt. Er verlangt Fryer zu sehen und überschüttet ihn mit Vorwürfen ohnegleichen.
Fryer: "Sie behandeln nicht nur mich schlecht, sondern jeder im Schiff wird dasselbe sagen". Die herumstehenden Seeleute stimmen zu: "Ja, bei Gott, sie behandeln uns verdammt schlecht, das haben wir nicht im geringsten verdient". Da schnappt sich Bligh ein Bajonett und nimmt Fryer und Purcell - die sich am lautesten beschwert haben - fest, legt sie in Eisen.
Fryer hatte schon in Surabaya Bligh betrügerischer Handlungen in Coupang beschuldigt, nimmt aber später seine Behauptungen zurück. Nachdem er sich entschuldigt hat, lässt Bligh Fryer, als sie Samarang am 22.September erreichen, frei, Purcell aber, der sich weigert, sich zu entschuldigen, bleibt gefangen, bis das Schiff am 1. Oktober Batavia erreicht.
Am folgenden Tag erleidet Bligh einen Malaria-Anfall, ein Leiden, das ihn all die nächsten Jahre plagen soll, besonders während seiner 2. Brotfrucht-Expedition.
Die Resource wird am 10.Oktober versteigert, ebenso die Barkasse. Thomas Hall stirbt an einer Tropenkrankheit.
Die anderen Crewmitglieder bleiben in Batavia, warten auf eine Passage nachhause auf verschiedenen holländischen Schiffen; viele werden krank, einige wenige starben.
Am 16. Oktober geht Bligh in Begleitung seiner Diener Samuel und John Smith an Bord eines holländschen Frachters, der nach Südafrika bestimmt ist. Bis zu seiner Abfahrt verbringt Bligh den Monat November auf dem Indischen Ozean. Er war sicher kein begeisterter Passagier, am allerwenigsten auf einem holländischen Schiff, sein Tagebuch ist voll verächtlicher und sarkastischer Anmerkungen zu den niederländischen Navigationsmethoden.
Nach seiner Rückkehr 1790 feiert ihn England als Held. Er veröffentlicht einen Reisebericht. Blighs Aufzeichnungen sind bis heute Grundlage für zahllose literarische und filmische Verarbeitungen des „Bounty“-Stoffes.

Zum Kapitän befördert, erhält Bligh erneut den Befehl, Ableger des Brotfruchtbaums zu holen. Diese zweite Fahrt in die Südsee 1791-1793 verläuft erfolgreich und ohne Zwischenfälle. Bligh nutzt die Gelegenheit, die Torresstraße weiter zu erforschen.

Und er scheint Meuterer magisch angezogen zu haben. Auf HMS Director erlebt er in der Themsemündung seine dritte Meuterei, die aber glimpflicher abläuft als die ersten und die noch folgende vierte.



Während der Napoleonischen Kriege dient Bligh 1801 unter Admiral Horatio Nelson in der Schlacht von Kopenhagen. 1805 wird er zum Gouverneur von New South Wales (im heutigen Australien) ernannt. Hier wird Bligh 1808 in seine vierte Meuterei verwickelt. Während der so genannten Rum-Rebellion, einem bewaffneten Aufstand von Offizieren, wird Bligh bis 1810 auf die vor der Küste liegende HMS Porpoise verbannt. Er nutzt die Gelegenheit, die Küste Tasmaniens zu kartographieren. Erst nach Niederschlagung der Rebellion kehrt Bligh 1811 nach England zurück und wird zum Konteradmiral, 1814 zum Vizeadmiral ernannt.

Der Ruhm Blighs als einer der fähigsten Seefahrer und Navigatoren verblasst schon zu Lebzeiten rasch. Ihn überlagern negative Darstellungen der Familien der Meuterer. Diese haben ein Interesse, ihre Angehörigen reinzuwaschen. Sie stellen Bligh als übermäßig strengen, knauserigen und zur Menschenführung ungeeigneten Offizier dar, der durch sein willkürliches Regiment zur Meuterei herausforderte. Zu jener Zeit fallen die Argumente auf fruchtbaren Boden: Im Jahr, als die Meuterei in England ruchbar wird, findet die Französische Revolution statt, deren Ideen auch dort viele Anhänger findet. Man interpretiert die Meuterei wie die Revolution als Aufstand Unterdrückter gegen die Willkür eines Einzelnen. Dieses Bild bleibt haften, wird bis heute durch Romane oder Filme tradiert.

William Bligh war jedenfalls ein umsichtiger und erfahrener, machmal auch - für seine Zeit - fürsorglicher Seeoffizier, der - durch James Cook beeinflusst - seinen Ehrgeiz darein setzt, alle Besatzungsmitglieder heil und gesund heim zu bringen.
Und der Törn bis Timor bleibt die wohl größte navigatorische und seemännische Meisterleistung ...



Werke:

  • Narrative of the mutiny on board H.M. ship Bounty. London (1790)
  • A Voyage to the South Sea undertaken by command of His Majesty, for the purpose of conveying the breadfruit tree to the West Indies, in His Majesty's Ship the Bounty, commanded by Lieutenant William Bligh. Including an account of the mutiny on board the said ship, and the subsequent voyage of part of the crew, in the ship's boat, from Tofoa, one of the Friendly Islands, to Timor, a Dutch settlement in the East Indies. Published by permission of the Lords commissioners of the admirality. London, (1792)
  • Logbuch der Bounty: Von William Bligh, Captain der Großbritanischen Flotte, im Jahre 1793 aus dem Englischen übertragen und mit Anmerkungen begleitet von Georg Forster, Verlag Die Brigantine, Hamburg, 1963 (deutsche Version von A Voyage to the South Sea)