Mein kleines Tagebuch.

Aufgeschrieben vom Aspiranten und Co-Skipper Günther auf 'Helena'

das ist Günther



19.04.2002

Der vereinbarte Treffpunkt für den Start war AutobahnauffahrtHartenstein. Die Abfahrt, wie geplant, am 19.04.02 23.00 Uhr mit einem gemieteten Kleinbus.

20.04.2002

Nach 1000 km 10.30 Uhr in Porec bei strahlend blauem Himmel. 10.45 Uhr kam der Admiral mit dem "weißen Riesen" (Udo) als Vorausabteilung der SSS-Crew an. Nachdem die Boote übernommen und gebunkert waren, legten wir 14.30 Uhr in Porec ab. Davor habe ich den Rollwagen hinter der Yacht versenkt.

Dank eines langen Armes und eines Bootshakens wieder geborgen...

Gegen 18.15 Uhr in Novigrad, dem ersten Tagesziel. Zwischenzeitlich hatten wir Windstärke 4. Es war herrlich. Anschließend im "Tobasco", riesengroße Fischplatte.

21.04.2002

Nach einem sehr schönen Frühstück an Bord

legten wir um 08.15 Uhr in Novigrad ab. Bis 25 Knoten Wind, den ganzen Tag gesegelt und geübt. Zwischendurch war mir nicht ganz wohl, ganz bestimmt (vielleicht) lag es an dem Wermut. Anderen ging es ähnlich oder wesentlich schlechter! 19.30 Einlaufen in Umag. Haben zu abend gekocht und waren herrlich duschen.
Auslaufen aus Umag 23.45 Uhr.



Das Nörgeln hat geholfen. Entnervt nimmt der Skipper mit seiner zu allem entschlossenen Crew Kurs auf Venedig! Genua gesetzt und los ging´s.
22.04.2002
Bis zu 25 Knoten Wind, Kurs 270 Grad fast raumschots bis 6,2 Knoten! Eine Gewitterfront hat uns die Nacht über vor sich hergetrieben. Schöne Wellen von von achtern ca. 2,50 m. Gegen 05.30 Uhr Wind eingeschlafen und wir werfen den "Jockel" an.

Einlaufen um 08.25 Uhr in Venedig nach 9 Stunden Fahrt und ca. 40 Seemeilen.

Venedig von See aus zu erleben ist schon für alle ein ganz besonderes Ereignis. 150 Meter vor dem Markusplatz machen wir bei schönstem Wetter an der Kaimauer fest. Sofort tummeln sich die Reichen und die ganz Schönen dieser Welt an unserer schneeweißen Yacht. So oder so ähnlich war es. Auf jeden Fall führte unser Skipper Gespräche mit einem Filmschauspieler! (Alle kannten ihn, nur keiner wusste den Namen).
Vollkommen unbeeindruckt von all diesen banalen Dingen frühstücken wir, laufen über den Markusplatz und legen 10.30 Uhr wieder in Richtung Umag ab.



Schließlich befinden wir uns auf einem Ausbildungs-Crash-Kurs und nicht auf einem Lust-Törn!! Mit Kurs 80 Grad° sind wir gegen 18.30 Uhr wieder in Umag... An Bord zu abend gegessen. So ging der 22.04.02 mit Duschen und Essen zu Ende. Die Eindrücke von Venedig wirken nach. Venedig sehen und dann sterben!?

23.04.02

Aufstehen gegen 07.00 Uhr. Den ganzen Tag unter Segel für die Prüfung geübt. Schönes Wetter und guter Wind. MOB, Vollkreis unter Segel, Anlegen an der Pier. Das eine oder andere Mal liegen bei unserem Skipper die Nerven blank. Es hapert mit den Kommandos. Fast alle tun das Richtige, nur nicht immer zur richtigen Zeit und in der richtigen Reihenfolge. Bis zur Prüfung ist ja noch sooo viel Zeit. Sind bis Piran und Portoroz gesegelt. In Umag wieder sehr schön zu Abend essen.

24.04.02

07.00 Uhr auf. In Umag an der Außenmole fest, keine Liegegebühr. Am Morgen in den Stadthafen von Umag gewechselt. Dort dem Admiralsboot die beste (einfachste) Anlegestelle kampflos überlassen. Das Festmachen an der Kaimauer war für uns nicht ganz ohne. Unter der Wasserlinie sprang die Mauer vor, die Mooringleinen waren verrottet und die Ringe sahen auch nicht vertrauenserweckend aus. Nachdem wir auf dem Markt einkaufen waren, schön gefrühstückt. Dann ist unser Admiral an Bord gekommen: Probeprüfung!! Es war noch nicht so berauschend! Die Kommandos, die Kommandos!!
Mittagessen in Umag. Ziel für heute noch Portoroz. Kurz vor Piran in ein Gewitter gekommen. Bereits zum dritten Mal hatten wir Gelegenheit unser "wasserundurchlässiges" Zeug überzuziehen und der rauen See zu trotzen. Nachdem die Front durch war, wieder bestes Wetter. Im Yachthafen Wenden auf engstem Raum und Rückwärtsfahren geübt. Nur mit Mühe verhindert, dass unser Skipper (die Ruhe in Person) ohne Grußerweisung bei voller Fahrt fluchtartig das Boot verlässt. Wie wir das geschafft haben? Wir haben ihm das Nachholen aller bisher weggelassenen bzw. vergessenen Ab- und Anlegeschlücke versprochen!! Duschen in der Marina und essen an Bord. Damit ging für fast alle der Tag zu Ende. Einige gönnten sich noch einen besonderen kulturellen Höhepunkt!

25.04.02

Letzter Tag vor der praktischen Prüfung. Um 07.00 Uhr fast wie immer auf. Das Wetter schön. Sonnenschein, wenig Wolken und leichter Wind. Den ganzen Tag auf dem Wasser. Haben andere Prüfungsboote beobachtet, somit stieg die eigene Zuversicht. Dem Admiral muss zu Ohren gekommen sein, dass keine Crew im Yachthafen von Portoroz besser an- und ablegen kann als wir. Er möchte sich dieses Spektakel anschauen und noch einige Hinweise geben. (Vielleicht möchte er sich auch einige Dinge abschauen!!) Wir feilen akribisch an unserer Kommandosprache. Dabei sind wir uns dessen bewusst, dass wir den weißen Riesen weder nachahmen noch erreichen können. Seine Kommandos sind schon zu hören, da ist von der Yacht noch lange nichts zu sehen.
Haben kurze Bekanntschaft auf See mit einer fast-nur-Frauen-Crew gemacht. Wie oft bei solchen Gelegenheiten hätte es uns fast Kopf und Kragen gekostet. Ein Verheddern der Takelage konnte gerade noch verhindert werden.
Jeder hat alle Manöver oft genug geübt. Wir sind mit dem Segelrevier vertraut und kennen alle markanten Punkte bei ihrem Namen. Wir vetrauen auf uns. Wohl wissend, dass sich jeder sowohl vor Gericht als auch auf hoher See allein in Gottes Hand befindet. Am späten Nachmittag begrüßten wir wieder unseren Admiral an Bord. Wir wollten nochmals das römisch-katholische Anlegen zwischen zwei Dalben üben. Es war schon schwierig, überhaupt zwei Dalben zu finden die weiter auseinander standen als unsere riesige Yacht breit war. Wir sollten uns entspannen und der Admiral wollte uns eine Lehrvorführung geben. Nachdem wir das erleben durften, gingen wir unbeschwert und frohen Mutes zu Werke! Es war schweißtreibend! Für mich, und ich denke auch für alle anderen, bleibt das Wenden auf engstem Raum und das rückwärts hineinmanövrieren in eine Lücke zwischen zwei Boote bzw. zwischen zwei Dalben das Manöver mit dem stärksten Adrenalinschub für alle Beteiligten. Nachdem wir unser Tagewerk vollbracht hatten, ging es mit dem Bootshaken zum Duschen in der Marina von Portoroz. Der Bootshakentrick ist so einfach wie genial. Nur wissen muss man es. Am Abend waren wir in der Marina in Portoroz essen. Die SSS-Crew des Admiralsbootes hat vorzeitig die Lokalität verlassen. Mit ernsten zum teil nachdenklichen Gesichtern, auch eine gewisse vornehme Blässe war wohl zu erkennen, eilten sie dem Boot entgegen. Da war doch was? Was war denn da?

26.04.02

Um 06.30 Uhr aufgestanden. Prüfungstag. Ich bin tatsächlich aufgeregt. Den Anderen geht es ebenso. Noch haben wir Hoffnung, dass gegen 09.00 Uhr die Prüfung beginnt. Es wird 10.00 Uhr, es wird 11.00 Uhr und trotz aller Bemühungen unseres Skippers haben wir bis 13.00 Uhr warten müssen. Wir hatten herrlichsten Sonnenschein. Leider nur zu wenig Wind. Bei wenig Wind zeigt sich der wahre Segler. Der kleinste Fehler erfordert viel Zeit ehe er behoben ist. Die Nerven lagen bei allen blank. Ich war mit mir nicht ganz zufrieden. Das Beilegen hat nicht wie sonst geklappt. Mein Kommando war zu leise und dann wurde auch noch die Genuaschot lose gegeben. Ich habe bestanden und bin zufrieden. Wir alle haben bestanden. Das gleiche gilt auch für unsere SSS-Prüflinge. Dank unserem Skipper und ein dreifach hoch der Admiralität.
14.30 Uhr sind wir entspannt aus Portoroz ausgelaufen mit Ziel Porec. Haben auf unser SSS-Boot gewartet und sind dann gemeinsam ein Stück des Weges gesegelt. Dabei sind herrliche Bilder geschossen worden. Die Olympiawerbung für den Freistaat Sachsen sollte nicht ohne Anerkennung bleiben. In Umag haben wir getankt und 20.30 Uhr im Stadthafen von Porec festgemacht. Zum Käp´tens Dinner in den "Turm" von Porec eingerückt. Gegen 24.00 Uhr wieder am Boot und Stadthafen von Porec in Richtung Marina verlassen.

06.00 Uhr aufgestanden, es regnet! Die Crew 08.30 Uhr das Auto bestiegen und nach Hause gefahren.
Ein wunderschöner und erfolgreicher Törn zu Ende.
Ich bin auf die ARIELLE umgestiegen. Eine Bavaria 46, also noch ein Stück größer als die DORASY. Jetzt beginnt für mich der Urlaub und ich hoffe es hört auf zu regnen.







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