Stellersche Seekuh
Die offiziell ausgestorbene, bis zu 10 Meter lange, zahnlose und pflanzenfressende
Rhytina stelleri
soll im Bering-Meer heute noch vorkommen. Dieses bis maximal
4000 Kilogramm schwere Tier, das man auch Borkentier oder Riesenseekuh nennt,
gilt als größte Seekuh.
Ihre Entdeckungsgeschichte beginnt am 4. Juni 1741:
Damals verlassen zwei russische Schiffe unter Führung des dänischen Kapitäns Vitus Bering
die Halbinsel Kamtschaka, um im Auftrag des Zaren die unbekannten Gewässer zwischen
Asien und Amerika zu erkunden. An Bord eines der beiden Schiffe ist der 33 Jahre alte deutsche
Arzt und Naturkundler Georg Wilhelm Steller.
Die Fahrt der zwei Schiffe verläuft katastrophal. Bald verlieren sie sich aus den Augen.
Das Schiff St. Peter mit Bering und Steller an Bord verirrt sich, ein großer Teil der Mannschaft
erkrankt an Skorbut, viele Besatzungsmitglieder sterben.
Schließlich erleidet Bering mit seinem Segler an einer unbewohnten Insel Schiffbruch,
sie heißt heute Beringinsel.
Bering und weitere Besatzungsmitglieder sterben an Skorbut, die übrigen kann
Steller mit Vitamin-C-reicher Nahrung retten.
An den Ufern der Insel entdeckt Steller zwei bis dahin unbekannte Tierarten:
einen flugunfähigen Kormoran und eben die nach ihm benannte
Stellersche Seekuh
Das Tier lebt in den Tangwiesen des Beringmeeres. Sie unterscheidet sich
vom heutigen Duong am deutlichsten durch ihre Vorliebe für kaltes Wasser sowie
durch ihre Ernährung von Algen. Außerdem hat sie keine Zähne, ihr Maul ist nach vorn gerichtet
und dazu geeignet, hochwachsenden Seetang abzufressen.
1780 wird die Stellersche Seekuh wissenschaftlich als Manati gigas beschrieben, 1785 als Manati balaenurus,
1788 als Tricherus manatus var.borealis, 1794 als Hydrodamalis stelleri und 1815 als Rhytina cetacea.
Heute ist der Artname Hydrodamalis gigas gebräuchlich.
In der Folgezeit kommen zahlreiche russische Pelztierjäger auf die Beringinsel und erlegen dort Eisfüchse,
Seeotter und Robben wegen ihrer Pelze. Die langsamen, friedfertigen und leicht zu erbeutenden Stellerschen
Seekühe bringt man wegen ihres Fleisches, das den Jägern als Nahrung dient, und wegen ihres Öl
im Übermaß zur Strecke.
Bereits 1768 – nur 27 Jahre nach ihrer Entdeckung – töten Jäger nachweislich das letzte Tier dieser Art.
Später besuchen Naturforscher die Insel, sammeln Knochen der Stellerschen Seekühe und
setzten sie zu vollständigen Skeletten zusammen.
In arktischen Ländern kursiert eine Sage, wonach in abgeschiedenen Gegenden
des Nordmeers immer noch Stellersche Seekühe leben. 1962 sichtet man in der Bucht von
Anadyr nördlich von Kamtschaka seekuhähnliche Tiere. Ein russischer Fischer will 1977 vor Kamtschaka
eine treibende Seekuh berührt haben.
Heute existieren noch zwei Gattungen der Seekühe: die 3 bis 4 Meter langen Dugongs
(Gabelschwanzseekühe) und die bis zu 5 Meter langen Manatis (Rundschwanzseekühe).
Alle sind große, walzenförmige Säugetiere, die ihr ganzes Leben im Wasser verbringen.
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