Biografie
Georg Wilhelm Stöller, von dem kein Bild existiert, ist 1709 in Windsheim geboren. Zunächst studiert er Theologie, dann Medizin und Naturwissenschaften. 1734 legt er sein Examen als Arzt ab. Weil er in Preußen keine Aussicht auf eine akademische Karriere sieht, geht er nach Russland und wird Wundchirurg im russischen Heer und gelangt auf einem Lazarettschiff nach Sankt Petersburg (auf der Überfahrt ändert er seinen Familiennamen Stöller in Steller - für Russen besser auszusprechen).
Steller forscht weitere drei Jahre in Kamtschatka, das er 1744 verläßt. Er will seine Sammlungen in 16 Kisten nach
Petersburg bringen. Da wird er 1745 in Irkutsk beschuldigt, die Völker Ostsibiriens gegen die russische Herrschaft aufgewiegelt und Waffen unter sie verteilt zu haben. Mangels Beweisen freigesprochen zieht Steller Weihnachten 1745 weiter, mitten in den sibirischen Winter hinein. Er erkrankt und rettet sich mit letzter Kraft nach Tjumen, wo er 1746 stirbt.
Er war mit keinen Kleidern beschweret. Weil man die Haushaltung durch Sibirien mit sich führen muß,
so hatte er sie so klein, als immer möglich, eingerichtet. Sein Trinkgefäß zum Bier war eines mit dem Trinkgefäß
zum Meth und Brandtwein. Wein verlangte er gar nicht. Er hatte nur eine Schüssel, daraus er speisete,
und in welcher er alle seine Speisen anrichtete. Er kochte alles selber, und dieses auch wieder mit so wenigen
Umständen, daß Suppe, Gemüse und Fleisch in einem Topfe zugleich angesetzt und gekocht wurden.
Er konnte den Qualm davon in der Stube, da er arbeitete, gar leicht ertragen.
Er brauchte keine Perücke und keinen Puder; ein jeder Schuh und ein jeder Stiefel war ihm gerecht;
er hatte bey allem diesem keinen Verdruß über die elende Lebensart; er war immer gutes Muths,
und je unordentlicher alles bey ihm zugieng, desto frölicher war er. Dabei bemerkten wir,
daß ohngeachtet aller der Unordnung, die er in seiner Lebensart von sich blicken ließ,
er doch in Anstellung seiner Wahrnehmungen überaus pünktlich, und in allen seinen Unternehmungen
unermüdet war, so daß wir deswegen nicht die geringste Sorge tragen durften.
Es war ihm nicht schwer, einen ganzen Tag zu hungern und zu dursten, wenn er
etwas den Wissenschaften ersprießliches ins Werk richten konnte. |