Biografie


Felix Graf Luckner wird am 9. Juni 1881 in Dresden geboren, er wächst auf dem väterlichen Gut Pennrich auf.
(Sein Urgroßvater Johann Nikolaus Luckner (1722-1794) übrigens war zuletzt französischer Marschall und im Jahr 1792 Befehlshaber der Rheinarmee, als das Lied "Kriegsgesang der Rheinarmee" geschrieben und ihm gewidmet wurde. Das mitreißende Lied wurde später von Truppen aus Marseille nach Paris getragen und ist heute als die "Marseillaise" bekannt. Der Marschall verlor 1794 seinen Kopf unter der Guillotine.)
(Der Vater von Felix, Heinrich Graf von Luckner, hat sich im Krieg gegen Dänemark hervorgetan. Jedoch bekannter sind die Vorlieben des "tollen Luckners" für Pistolen, Solotänzerinnen und Sechsspänner, mit denen er nachts lärmend durch Dresden fuhr.)
Felix, der Glückliche, erwies sich in der Schule als weniger glücklich, blieb mehrmals sitzen und hatte es mit dem Lernen allgemein schwer.
Von einem alten Fahrensmann bekommt er eine Seekiste mit Ausrüstung und da ihm ein Erlaubnisschreiben seines Vaters fehlt, kann er nur auf einem ausländischen Schiff anheuern. Auf dem russischen Segler NIOBE fährt er unter dem Namen Phylax Lüdicke als Schiffsjunge und kommt nach 83 Tagen in Australien an. Genug der Seefahrt, Luckner geht von Bord. In Australien schlägt er sich als Tellerwäscher, Mitarbeiter der Heilsarmee, Leuchtturmgehilfe, Assistent eines herumreisenden Fakirs und als Preisboxer durch. Seine Bärenstärke und mächtigen Pranken lassen zunächst den Boxerberuf attraktiv erscheinen, aber dann zieht es ihn wieder zur See. Auf einem amerikanischen Segler heuert er als Vollmatrose in Brisbane für San Fransisco an. Es folgen weitere Fahrten mit anderen Seglern, wobei seine Zeit auf einer norwegischen Bark und der englischen PIN-MORE mit norwegischer Besatzung, wo er norwegisch lernt, sich später als besonders nützlich erweisen sollte.

1903 erwirbt er auf der Navigationsschule in Lübeck das Steuermannspatent, 1903/04 ist er auf Petropolis Wachoffizier, 1904/05 einjährig-Freiwilliger bei der Kaiserlichen Marine. 1907 erhält er das Kapitänspatent der Seefahrtschule Papenburg, In seinen Erinnerungenund lässt sich der Graf vorzeitig zum Leutnant befördern - sie war erst 1908.
Nach Hause zurückgekehrt (er galt als verschollen) gibt er seine Visitenkarte an der Tür ab und hört von hinten die Stimme des alten Herren: "Leutnant zur See Felix Luckner? Den gibt es gar nicht; aber ich lasse den Grafen bitten." In Uniform mit Säbel und Schärpe tritt Felix nach fast zehn Jahren vor seinen Vater und man versöhnt sich.
Als Externem gelingt ihm 1907 die Prüfung an der Seefahrtschule zum Kapitän.




Nomen est omen: Als er einen Engländer aus der Elbe rettet, stellt sich heraus, dass es die fünfte Lebensrettung von Luckner ist und eine Zeitung bringt einen rührenden Weihnachtsartikel. Prinz Heinrich, Bruder des Kaisers und Oberbefehlshabender der Marine liest den Artikel, ist begeistert und lässt 1910 den Reserveoffizier unter Umgehung des Dienstweges zum aktiven Offizier ernennen. Luckner hat Schwierigkeiten, die für Offiziere erforderliche "Vermögensbescheinigung" beizubringen und aus der persönlichen Schatulle des Kaisers werden die erforderlichen Mittel für die militärische Ausbildung bezahlt.
1910 bis 1914 verheiratet mit Petra Schultz aus Hamburg.
Nach Dienst auf verschiedenen Schiffen nimmt er 1916 auf dem Linienschiff SMS KRONPRINZ an der Skagerrak-Schlacht teil. Um die Blockade zu umgehen, wird ein Großsegler zum Hilfskreuzer umgebaut, um auf Kaperfahrt im Atlantik und Pazifik zu gehen.
Luckner übernimmt als Kapitänleutnant den Hilfskreuzer SEEADLER und geht auf Kaperfahrt. 1917 Verlust des Schiffes vor Mopelia; Fahrt mit dem Beiboot, Gefangennahme und Internierung in Neuseeland. Flucht, er kapert Küstensegler MOA, erneut Gefangennahme.

Luckner erlangt als "Pirat des Kaisers" weltweit Berühmtheit, seinen Gefangenen begegnet er als Gentleman - was der Legendenbildung dienlich ist. Acht Monate lang kreuzt er durch Atlantik und Pazifik, was ausreicht, um seinen lukrativen Mythos zu begründen. Der Freibeuter schreibt seine Erinnerungen auf: Das Buch "Der Seeteufel" (1920) verkauft sich rund 600.000-mal, in den USA millionenfach. Auch andere Bücher, unter der Mithilfe von Ghostwritern verfaßt, erscheinen.

1919 Entlassung aus neuseeländischer Gefangenschaft nach Halle/S. Tod seines Vaters, Vortragsreisen.
1921 rüstet Luckner das ehemalige norwegische Prisenschiff Thyra, einen Viermast-Schoner, als erstes Schulschiff für die Reichsmarine auf und wird auf NIOBE ihr erster Kommandant. Im Mai Aufnahme in eine Freimaurerloge in Hamburg. 1922 reicht Luckner seinen Abschied ein und scheidet als Korvettenkapitän bei der Reichsmarine aus.
1924 Hochzeit mit Ingeborg Engström in Malmö/Schweden, 1925 Gründung des Vereins "Graf von Luckner Weltumseglung" und Kauf des Viermastgaffelschoners VATERLAND.
1926 schicken Handel und Banken den Kommandanten a. D. mit dem Schoner auf große Fahrt. Wie der Name des Schiffes verrät, soll der "Seeteufel" auf diesem schwimmenden Pavillon der deutschen Wirtschaft laut Werbebroschüre "in beherrschter Weise Propaganda für das Deutschtum in der ganzen Welt" machen. 1933 kehrt Graf Luckner zurück, um im nationalsozialistischen Deutschland für die neuen Machthaber die Werbetrommel zu rühren.
1936 Teilnahme an der Einweihung des Marineehrenmales in Kiel, Schiffskauf SEETEUFEL, 1937 bis 1939 große Weltreise über Oslo, Karibik, Panamakanal, Cocosinseln, Tahiti, Australien, Neuseeland, Indonesien, Ceylon, Aden, Suez Kanal, Mittelmeer, Italien, Gibraltar, England.
Die weiße Weste des Piraten bekommt Flecken. Gerüchte machen die Runde, dass Luckner einer Freimaurerloge angehöre und Inzest mit seiner Tochter aus erster Ehe betrieben habe. Adolf Hitler persönlich bestimmt 1939 die Einsetzung eines Sonderehrengerichts. Luckner wird per Gerichtsentscheid gezwungen, "bei keinerlei Anlässen öffentlich hervorzutreten und das völlig zurückgezogene Leben eines Privatmanns zu führen" (nach eigenen Angaben wird er zum Tode verurteilt!). Von 1940 bis 1945 wohnt er im Haus seiner Mutter in Halle.



Am 16. April 1945 rettet Luckner durch Verhandlung mit den Amerikanern Halle vor dem unmittelbar bevorstehenden Luftangriff, er verläßt die Stadt mit der Rückführung der amerikanischen Truppen gen Westen und wird zum Ehrenoberst der 104. US-Division "TIMBERWOLF" ernannt. Nach 1945 geht er als PR-Mann in eigener Sache wieder auf Tournee, zerreißt bei seinen Auftritten Telefonbücher mit bloßen Händen und zerdrückt Münzen. 1953 erhält er das große Bundesverdienstkreuz, wird Mitglied in der Vereinigung "Ehemalige Hallenser" und 1956 für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. 1964 besucht er die Stadt Halle, um seinen Halbbruder Carl zu Grabe zu tragen.
Luckner stirbt am 13. April 1966 in Malmö und wird auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg beigesetzt.