Chamisso
Zitat S. 130 f:
Sobald es unserm Freunde gelang, von uns abzukommen,
brach er sein Zelt ab und zog mit seiner Familie an
das entgegengesetzte Ufer. Wir aber richteten uns
für die Nacht ein, am Fuß eines Hügels zu biwakieren,
der mit Grabmälern der Eingeborenen gekrönt war.
Die Toten liegen über der Erde, mit Treibholz
überdeckt und vor den Raubtieren geschützt;
etliche Pfosten ragen umher, an denen Ruder
und andere Zeichen bangen. Unsere habsüchtige
Neugierde hat diese Grabmäler durchwühlt;
die Schädel sind daraus entwendet worden.
Was der Naturforscher sammelte, wollte der Maler,
wollte jeder auch
für sich sammeln. Alle Gerätschaften, welche die Hinter
bliebenen ihren Toten mitgegeben, sind gesucht und auf
gelesen worden; endlich sind unsere Matrosen, um das
Feuer unseres Biwaks zu unterhalten, dahin nach Holz ge
ga , ngen und haben die Monumente zerstört. ? Es wurde
zu spät bemerkt, was besser unterblieben wäre. Ich klage
uns darob nicht an; wahrlich, wir waren alle des
menschenfreundlichsten Sinnes, und ich glaube nicht, daß
Europäer sich gegen fremde Völker, gegen "Wilde"
(Herr von Kotzebue nennt auch die Eskimos "Wilde")
musterhafter betragen können, als wir allerorten getan;
namentlich unsere Matrosen verdienen in vollem Maße
das Lob, das ihnen der Kapitän auch gibt. Aber hätte
dieses Volk um die geschändeten Gräber seiner Toten zu
den Waffen gegriffen: wer mochte da die Schuld des ver
gossenen Blutes tragen? |