Route/Logbuch

Törn
Schiff
Positionen



Besatzung
Skipper Benjamin Spoon Briggs



37, geboren Massachusetts, U.S.A., verheiratet, ein Sohn, eine Tochter. Die meiste Zeit seines Lebens auf See. Erfahrener, unerschrockener und fähiger Seemann, streng religiös und abstinent. Seine Crews achten ihn wegen Fairness und Fähigkeit, hat zwei Kommandos hinter sich, mehrfache Atlantiküberquerungen.
Auftrag: Verschiffung 1.701 Fässer denaturierten Industriealkohol - Bestimmungsort Genua

Crew
Albert G. Richardson, 1. Offizier, Amerikaner, 28
Andrew Gilling, richtig Andres Jensen Gilling, 2. Offizier, Däne, 23
Edward William Head, Steward und Koch, Amerikaner, 23
Volkert Lorenzen, Seemann, Deutscher, 29 (Föhr)
Arian Knudt Martens, Seemann, Deutscher, 35 (Amrum)
Boz Lorenzen, Seemann Deutscher, (Föhr, Bruder Volkerts)
Gottlieb Goudschaal, Seemann, Deutscher, 23 (Föhr)

Briggs hat die Cew sorgfältig ausgewählt. Albert G. Richardson ist mit einer Nichte Winchesters (Schiffsmiteigner) verheiratet und schon unter ihm gesegelt. Andrew Gilling, dänischer Herkunft, in New York geboren. Edward W. Head, frisch vermählt, kommt mit persönlicher Empfehlung von Winchester. Vier Seeleute, Deutsche von den Friesischen Inseln, spätere Zeugenaussage: "peaceable and first-class sailors". In einem Brief an seine Mutter kurz vor Ablegen erklärt Briggs sich als eminent zufrieden mit Schiff und Crew.

Passagiere Sarah Elizabeth Briggs, Ehefrau des Kapitäns, 30
Sophia Matilda Briggs, Tochter, 2


Schiff


MARY CELESTE vormals Amazon (auf Stb-Bug)

Mary Celeste Schonerbrigg - Segel 14: 4 Rah-, 2 Schrat- (Gaffel-, Bermuda-), 8 Stag- (mit Vorsegel)
Lüa 31 m, B 7.8 m, Tiefgang 4,9 m, 282 t
Auf Kiel gelegt 1860 Schiffswerft Joshua Dewis, Spencer-Insel, Neuschottland, Kanada
gebaut aus örtlich gefälltem Holz, Karweelbeplankung, 1861 Stapellauf


Schonerbrigg (auf Bb-Bug) - Untertyp der Brigantine = Mischform aus Brigg und Schoner. Kann durch Rahsegel raumen Wind besser nutzen als Schoner und durch Schratsegel höher an Wind gehen als Brigg.
Schonerbrigg oder Halbbrigg: führt am Großmast nur Schratsegel, Mary Celeste: Gaffelsegel mit darüber gesetztem dreieckigen Bermudasegel.

Niemand ist abergläubischer als Seeleute: Nomina omina sunt? (lat. = Sind Namen Vorzeichen?)
Celeste (ital. span.) = himmlisch, also "Himmlische Maria". Name des Schiffs, das sie auffindet Dei Gratia (lat.) = "Gottes Dank"

Mary Celeste - Gegenteil einer himmlichen Maria?
Jungfernfahrt Juni 1861 nach Five Islands, um Holzfracht zur Überfahrt nach London aufzuehmen. Nach Überwachung der Verladung erkrankt Kapitän McLellan, als sich sein Zustand verschlechtert, kehrt Amazon nach Spencer's Island zurück, wo McLellan stirbt.



Unter John Nutting Parker, dem neuen Kapitän, gerät Amazon in der Meerenge vor Easport/Main in Fischfangeinrichtungen. Nachdem sie London verlassen hat, rammt und versenkt sie eine Brigg im Kanal.
Zurück in Amerika läuft Amazon unter Kapitän William Thompson 1867 vor Cow Bay (heute Port Morien)/Cape Bretone Island, in einem Sturm auf Grund. Sie wird so stark beschädigt, dass Eigentümer das Schiff als Wrack aussondern. Richard W. Haines aus New York erwirbt es für 1.750 $, setzt das Schiff für 8.825 $ instand, wird selbst Kapitän und lässt es 1868 beim Collector of Customs in New York als amerikanisches Schiff unter Mary Celeste registrieren.
1869 beschlagnahmen Haines' Gläubiger das Schiff, verkaufen es an ein Konsortium, das James H. Winchester anführt. Mary Celeste wird überholt und vergrößert, u.a. erhöht sich der Tiefgang auf 4,9 m, 2. Deck wird eingezogen. 1872 hält Benjamin Spooner Briggs im Konsortium 4/12.



Route



1872
Briggs überwacht ab 20. Oktober am Pier 50 East River New York City die Verladung der Fracht, eine Woche später kommen Frau und Baby nach.



Dienstag 5. November: Mary Celeste legt ab, wird in den New Yorker Hafen verholt.
Wegen der unsicheren Wetterlage wartet Briggs auf Besserung, ankern vor Staten Island.
Sarah schreibt den letzten Brief an ihre Schwiegermutter (Arthur, ihr Sohn):
"Tell Arthur I make great dependence on the letters I shall get from him,
and will try to remember anything that happens on the voyage which he would be pleased to hear".



7. November: Wetterberuhigung Mary Celeste läuft in Atlantik aus

Während Mary Celeste ablegt, wartet ein anderes Schiff, die kanadische


Dei Gratia

in Hoboken, New Jersey auf Petroleumfracht, Zielhafen Genua. Kapitän David Morehouse und sein erster Maat Oliver Deveau, Nova Scotians, erfahrene Seeleute von gutem Ruf. Morehouse und Briggs sollen enge Feunde gewesen sein und am Vorabend des Auslaufens von Mary Celeste miteinander gespeist haben (so erinnert sich 50 Jahre später Morehouses Witwe). Dei Gratia läuft am 15. November aus, Kurs Gibraltar, gleiche Route wie Mary Celeste.


24. November: Nahebei Insel Santa Maria/Azoren


Positionen
a) Mary Celeste 25. November 08-00 37°01'N 025°01'W
b) Gratia Dei 5. Dezember 13-00 38°20'N, 017°15'W
Steuermann meldet: Schiff gesichtet - ca. 6 sm Distanz, unklarer Kurs auf Dei Gratia
Die erratischen Schiffsbewegungen und seltsame Stellung der Segel erwecken bei Morehouse Verdacht. Bei Annäherung ist niemand an Deck auszumachen, auf Signale keine Reaktion. Morehouse schickt Deveau und den Zweiten Maat John Wright hinüber. Die beiden machen am Heck den Namen Mary Celeste aus, klettern an Bord und finden ein verlassenes Schiff vor. Die teilweise gesetzten Segel sind in schlechtem Zustand, manche fehlen, Rigg ziemlich beschädigt, Schoten hängen lose über Bord. Hauptlukendeckel in Odnung, Lukendeckel vorn und über Lazarett offen, liegen daneben auf Deck. Einziges Rettungsboot, kleine Yawl, offensichtlich über Hauptluk gestaut, fehlt, Kompass aus der Fassung entfernt, Glasabdeckung zerbrochen. Ca. 3,5 ft Wasserstand im Laderaum, nicht ungewöhnlich für ein Schiff dieser Größe. Der "makeshift sounding rod" (Messstab für den Wasserstand im Laderaum) liegt an Deck.



Kabineneinrichtung nass vom durch Türen und Oberluken eingedrungenes Wasser, sonst ordentlich. In Briggs Kabine persönliche Gegenstände verstreut, darunter ein Schwert in Scheide unter dem Bett, die meisten Schiffspapiere (außer dem Logbuch mit lediglich 7 Einträgen - damals üblich) sowie Navigationsbesteck fehlen. Küchenausstattung ordentlich verstaut; kein zubereitetes Essen oder in Vorbereitung, aber reichlich gestauter Vorrat. Keine offensichtlichen Anzeichen von Feuer oder Gewalt. Vieles deutet auf geordnetes Verlassen des Schiffs ins fehlende Rettungsboot hin, aber all die Gegenstände noch an Bord, die ein Seemann mitnehmen würde: Seestiefel, Kleidung, Pfeife, Tabak etc.